Freitag, 30. Mai 2008

Aus den Augen aus dem Sinn


Egal ob an einer Kette oder in einem Zwinger: Hunde, die im Freien leben müssen, haben großes Leid zu ertragen. Abhängig von den Temperaturen, können sie an heißen Tagen vor sich hinbrüten und an kalten Tagen zitternd in einer Ecke liegen. Sie werden nass wenn es stürmt und müssen Blitz und Donner ertragen. Selbst in einem angebrachten Unterschlupf – der den Tieren nur in den wenigsten Fällen zur Verfügung steht – ist es schier unmöglich, all die Insekten abzuwehren, die Hunde draußen angreifen. Fliegen können Hunde durch den dauernden Juckreiz schier verrückt machen. Zecken saugen sie sprichwörtlich aus und können gefährliche Borreliose oder auch FSME übertragen.

Die Zwingerhaltung erleben Hunde schrecklich – sie sind Rudeltiere und sie zu zwingen, getrennt von ihrer Familie (ihrem Rudel) zu leben, besonders wenn sie alleine und isoliert gehalten werden, ist noch grausamer als jedes körperliche Leiden. Die Leben dieser Hunde werden von Einsamkeit und Frustration bestimmt.

Ich hatte mal einen Nachbarshund namens TJ – ein Sheltie - der direkt gegenüber wohnte und immer draußen sein musste. Das einzige gute an seiner Lage war, dass er in einem eingezäunten Hinterhof lebte und nicht angekettet war. Allerdings hatte er seine ersten 5 Lebensjahre so verbracht; mit einer Familie, die ihm sehr wenig Aufmerksamkeit schenkte. Und trotz dieser Qualen war er ein so lieber und netter Hund geblieben! Ich fing an, ihn zu mir einzuladen, so dass er mit meinen Hunden spielen konnte.

Doch schon bald fielen mir seine gesundheitlichen Probleme auf. Eine seiner Krallen war so lang, dass sie sich eingerollt hatte, sein dickes Fell war verfilzt und er hatte schlimmen Durchfall. Ich schnitt ihm die Kralle, entfernte die verfilzten Stellen und tat mein bestes, ihn sauberzumachen, bestand bei meinen Nachbarn aber darauf, dass er wegen seinem Durchfall zum Tierarzt musste. Ich weiß nicht, worüber ich schockierter war: darüber, dass TJ in all den Jahren nur einmal bei einem Tierarzt gewesen war oder darüber, dass meine Nachbarn glaubten, dass sei normal.

Ich bat den Tierarzt deshalb, TJ einmal komplett durchzuchecken. Die Ergebnisse schockierten, überraschten mich aber nicht: Hakenwürmer und eine schlimme Niereninfektion. Ich präsentierte die Tierarztrechnung, zusammen mit dem Antibiotikum und einem Kostenvoranschlag für seine zukünftige Behandlung der Niereninfektion TJs „Herrchen“ und ganz plötzlich wollte dieses keinen Hund mehr. Ich fragte ihn, warum er sich überhaupt einen Hund angeschafft hatte und er sagte, er mochte den Anblick von einem Hund im Hof.

TJ hatte großes Glück und landete in einem tollen neuen Zuhause, in das er aus einem guten örtlichen Tierheim einer Gruppe zur Rettung von Shelties und Collies vermittelt wurde. Er lebt nun mit drei weiteren Hunden, einer Katze und einer sehr lieben Familie im Haus. Es wurde alles getan, um seine gesundheitlichen Probleme zu beheben und obwohl diese noch immer recht ernst sind, geht es TJ schon um einiges besser. Aufgrund der langwierigen Infektion, waren seine Nieren schwer geschädigt. Ich bin mir sicher, dass der Hauptauslöser dieser Infektion die Tatsache war, dass TJs frühere Familie ihn nicht ausreichend mit Trinkwasser an heißen Tagen versorgt hat. Ich kam mehr als einmal in den Hof und fand seinen Wassernapf staubtrocken vor.

Genau das ist das Problem mit der Außenhaltung. Menschen, die ihre Hunde nicht in ihrer Nähe haben wollen, sind meist auch die Menschen, denen ihre Hunde egal sind. Demnach schenken sie ihnen nicht genug Aufmerksamkeit und geben sich keine Mühe, die Tiere gesund und glücklich zu halten. Klar, sie sagen, sie kümmern sich schon, aber was sie wirklich meinen ist, sie kümmern sich „wenn es gerade passt“.


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