Hier kommt meine Theorie: Die meisten Menschen sind Mitläufer und tun einfach alles, was ihnen gesagt wird. Haben sie also einen Hund mit schlechtem Benehmen und keine Ahnung von Training, aber einen netten und strengen Hundetrainer, der ihnen sagt, das Problem ließe sich am leichtesten mit einem Elektroschockhalsband beheben, denken sie sich, „Na toll, das wird schon das Richtige sein – ich weiß es schließlich von einem Hundetrainer.“
Leider wurde Ami Moore, eine Hundetrainerin aus den USA, die mit Elektroschockhalsbändern arbeitet, am 16. November im Anklagepunkt der Tierquälerei freigesprochen. Der Experte der Anklage durfte scheinbar nicht gegen die von Moore verwendeten Trainingsmethoden aussagen – auch nicht über all den dadurch verursachten Schmerz und die Angst. Dies enthielt dem Gericht wichtige Informationen vor und verhinderte einen Einblick in das Thema, der ein gerechtes Urteil zur Folge gehabt hätte. Der Richter gab als Grund für den Freispruch einen Mangel an Expertenmeinungen im Hinblick auf diese Trainingsmethode an. Wäre es der Anklage erlaubt worden, Experten aussagen zu lassen, gehe ich davon aus, dass das Urteil anders ausgegangen wäre und die Gerechtigkeit für die Hunde und ihre menschlichen Begleiter wahrhaft gesiegt hätte.
Ich dachte immer, dass sich unsere Gesellschaft im Hinblick auf die Behandlung von Tieren langsam aber kontinuierlich bessert. Doch in letzter Zeit sehe ich immer häufiger Menschen, die ihren eigenen Hunden Elektroschocks verpassen (natürlich auf den Rat eines Hundetrainers). Erst vor kurzem sah ich einen Mann, der seinem noch jungen und furchtbar süßen Golden Retriever per Fernbedienung einen Schlag verpasste, sobald er es wagte, sich „schlecht zu benehmen“. Er versicherte mir, es sei kaum mehr als ein „leichtes Vibrieren“ – wir alle wissen doch wohl, dass ein Vibrieren nicht das Verhalten eines Hundes ändert. Die oben erwähnte Ami Moore nannte es ein „Kitzeln“ und ein berühmter Hundetrainer meinte, es sei, als würde einem jemand auf die Schulter tippen. Für mich hört sich das ganz verdächtig nach Schönrednerei an.
Dr. Karen Overall, die 12 Jahre lang die Behaviour Clinic der University of Pennsylvania Veterinary School leitete, drückte es so aus: “Ein Elektroschock ist kein Training. In der Mehrzahl aller Fälle, erfüllt es alle Voraussetzungen des Tiermissbrauchs. Kein Mensch sollte diese Technik anwenden… Ich weiß, es wird viel darüber diskutiert, aber es sind nun mal alles „Elektroschock“-Halsbänder – aus physischer Sicht und ihrer Funktionsweise gesehen. Sie alle lösen Schmerz aus.“
Und noch etwas: Alle Elektroschockhalsbänder die ich bis jetzt gesehen habe, haben zwei riesige Zacken, die sich in den Hals des Hundes graben. Schon allein das muss furchtbar unangenehm für die Tiere sein, selbst, wenn einmal kein Strom durch sie geleitet wird. Stellen Sie sich doch nur einmal vor, wie es sich anfühlen muss, ein solches Gerät um den Hals tragen zu müssen! Schon beim Gedanken daran tut mir der Hals weh!
In Deutschland ist die Verwendung der Halsbänder bereits seit April 2006 nach einem Beschluss des Bundesverwaltungsgerichts Leipzig verboten. Leider sind sie jedoch noch immer in den Regalen einiger Tierbedarfsläden zu finden und so quälen viele Menschen auch weiterhin ihre vierbeinigen Gefährten mit Stromschlägen.
Stellen Sie deshalb bitte Autoritäten in Frage – besonders wenn es um Ihren geliebten Hund geht. Kaufen Sie niemals in Läden, die noch immer Elektroschockhalsbänder anbieten und sollten Sie jemanden kennen, der diese grausame „Trainingsmethode“ anwendet – und sollte es ein guter Freund von ihnen sein – sprechen Sie ihn darauf an und sollten Sie zu keiner Einigung gelangen, erstatten Sie Anzeige. Man muss nicht alle Anweisungen eines Trainers befolgen, wenn sie sich grausam anhören. Denken Sie darüber nach und hören Sie auf Ihr Herz.
Buchtipps zu positiven Trainingsmethoden:
Turid Rugaas: „Hilfe, mein Hund zieht“
Dorothée Schneider: „Die Welt in seinem Kopf–über das Lernverhalten von Hunden“
(beide beim Animal Learn Verlag erhältlich)
2 Kommentare:
Schon mal überlegt, wie elektrische Weidezäune bei Pferden funktionieren? Nein? Das merkt man an Ihrem Beitrag.
Das Pferd erschrickt kurz und merkt sich fürs nächste Mal, dass es nicht noch einmal so nah an den Zaun gehen darf. Es ist keineswegs "voller Angst und Schmerz", wie Sie das Empfinden des Hundes beschreiben. Halten Sie selbst einmal die Hand an ein elektr. Weidezaungerät oder an ein Elektroschockhalsband - Sie werden merken, dass der Schock Ihnen nicht den Boden unter den Füßen wegzieht.
Sie meinen vielleicht, sich wunderbar in die Gedanken und Gefühle eines Hundes hineinversetzen zu können, aber es scheint, als wüssten Sie nicht so ganz, wovon Sie reden, denn das kann man nur, wenn man sich intensiv mit der Funktionsweise und den technischen Voraussetzungen wie z.B. der Stärke der Stromschläge auseinandersetzt. Vorverurteilung ist keineswegs eine kluge Devise!
Sie werden sehen, dass es dem Hund viel Stress ersparen wird, wenn man eine effiziente Trainingsmethode verwendet, die allerdings nur von kurzer Dauer ist, anstatt mit dem Hund monatelang oder sogar jahrelang trainieren zu müssen, bis der gleiche gewünschte Effekt eintritt.
Schönen Gruß!
Lieber Bernd,
um noch besser nachvollziehen zu können, was so etwas für einen Hund bedeutet, bitte ich Sie, folgenden Beitrag zu lesen. Es ist das gleiche Prinzip:
http://petasdogblog.blogspot.com/2008/03/kpfchen-statt-knpfchen.html
Viele Grüße und danke für Ihr Interesse!
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