Freitag, 19. September 2008
Ein „Mitbringsel“ der anderen Art
Schon vor meinem diesjährigen Urlaub in Rumänien war mir bewusst, dass ich wahrscheinlich auf zahlreiche heimatlose Hunde treffen würde. Wie schlimm die Lage im Land jedoch wirklich ist, wurde schon auf den ersten paar Kilometern nach der Grenze klar. Der Verkehr ist ein großes Problem für die Tiere. Regelmäßig sah man tote Hunde aller Größen und Arten am Straßenrand liegen – der Anblick war schockierend und versetzte einen, trotz der Schönheit des Landes, nicht gerade in Urlaubsstimmung. Regelmäßig hielten wir an, um Hunden an Rastplätzen und in Dörfern doch wenigstens etwas Futter zu geben, das sie über den Tag bringen würde.
Am vierten Tag unseres Urlaubs, als wir das „Dracula-Dorf“ Bran in Richtung Sibiu verließen, fiel uns ein scheinbar toter Welpe am Straßenrand auf. Wir hielten an und ich machte mich auf den Weg, um nachzusehen, ob der Kleine wirklich tot war oder vielleicht noch eine Chance hatte. Dort angekommen, musste ich leider feststellen, dass der weiße Welpe, höchstens 3 Monate alt, tot war. Doch als ich mich ihm nähern wollte, schallte ein heißeres, aber doch nicht zu überhörendes Bellen aus dem Dickicht: der Bruder des Kleinen wollte das letzte ihm gebliebene Familienmitglied nicht einfach alleine lassen. Und so wachte der Welpe neben seinem toten Bruder, ohne Mutter, Herrchen oder Frauchen in Sicht. Obwohl er recht schüchtern und mir gegenüber misstrauisch war, überwog wahrscheinlich der Drang, mit jemandem zu interagieren und so folgte mir der kleine Hund auf meine Lockversuche.
Als wir beim nächst gelegenen Haus nachfragten, gab uns sein Bewohner zu verstehen, dass er keine Mutter gesehen hatte – schon gar keine Besitzer - schnappte sich den Kleinen und drückte ihn uns in die Hand. Unser kleiner Findling war vollkommen verstört, wehrte sich aber nicht und drückte sich an mich. Wir mussten nicht lange überlegen, bis uns klar wurde, dass ihm hier alleine ein Leben am Straßenrand oder der Tod bevorstehen würde und so statteten wir einen leeren Pappkarton mit einem weichen Handtuch und etwas zu essen aus, gaben dem Kleinen zu trinken und stiegen wieder ins Auto. Schon nach einigen Minuten war er eingeschlafen und sah aus, als könnte er endlich zur Ruhe kommen. Er war noch sichtlich verängstigt und quiekte, wenn man ihn hochheben musste, doch schon am Ende unserer 3-stündigen Fahrt hatte der Welpe scheinbar begriffen, dass ihm jetzt nichts Schlimmes mehr passieren und wir uns um ihn kümmern würden. Wahrscheinlich hatte er schon früh gelernt, Menschen zu misstrauen – sein Schwanz war nur noch ein kleiner Stummel; vielleicht als Folge eines Unfalls, oder, wie auch der Tierarzt später anmerkte, als Folge schlichter Langeweile eines Menschen…
Es folgten zahlreiche Anrufe und die Suche nach einem Tierarzt, der uns die Papiere zur Ausreise ausstellen würde. Dabei ein Lob an die Bürger von Sibiu – unsere Suche hätte ohne ihre ständigen Bemühungen wahrscheinlich noch viele Stunden angedauert. Auch beim Tierarzt angekommen, wurden uns alle Bedenken genommen; unser Findling, der nun aufgrund seines Fuchs-ähnlichen Aussehens den Namen „Vulpoi“ erhielt (rumänisch für den männlichen Fuchs), bekam alle Impfungen, einen Mikro-Chip und der Arzt war so freundlich, uns auch noch mit einem Hundepfleger bekannt zu machen, bei dem wir den kleinen Vulpoi getrost eine Woche lassen konnten. Wahrscheinlich können Sie sich vorstellen, wie erleichtert wir über die Sicherheit waren, Vulpoi nun tatsächlich mitnehmen zu können!
Auf unserem Nachhauseweg, eine Woche später, fanden wir bereits einen vollkommen veränderten „Fuchs“ vor: die „Eindringlinge“ wurden erst einmal angebellt und für den kleinen gab es nur noch eins: Spielen, Spielen, Spielen! Auch die zweitägige Autofahrt stand er vorbildlich durch, genoss jeden Stopp und machte erste Erfahrungen mit dem kühlen Nass! In Deutschland angekommen wurde er natürlich erst einmal mit Leckerlis belohnt und durfte dann sofort seinen neuen Kumpel Heinrich, den Dobermann, treffen. Schon im Urlaub hatten wir alle möglichen Kandidaten unter unseren Freunden angeschrieben und nach einem guten Zuhause gesucht – wir wussten, dass der kleine Vulpoi es bei unserem Freund Thomas und seinem Begleiter Heinrich gut haben würde. Und obwohl Vulpoi anfänglich große Angst vor dem „Riesen“ hatte, scheinen die beiden bereits jetzt die dicksten Freunde zu sein (hier der Beweis: http://www.youtube.com/watch?v=gsTgdFbd7Gw).
Wenn Sie im Urlaub herrenlose Tiere sehen, schauen Sie nicht einfach weg! Informieren Sie sich am Besten noch vor der Abreise über lokale Tierschutzgruppen (z.B. unter www.worldanimalnet.com). Wenn Sie bereit sind, einen Hund bei sich aufzunehmen, kaufen Sie niemals ein Tier bei einem Züchter – unsere Tierheime sind voll von Hunden, die sich nichts sehnlicher wünschen, als ein schönes neues Zuhause, darunter auch häufig Tiere aus dem Ausland.
Bitte helfen Sie auch den herrenlosen Hunden in der Türkei und unterschreiben Sie die Petition von PETA Deutschland e.V. unter: http://www.peta.de/verschiedenes/das_traurige_leben_der_herrenlosen.1795.html
Unter http://www.peta.de/verschiedenes/im_urlaub.1392.html finden Sie weitere Tipps, wie Sie Hunden in Ihrem Urlaub helfen können.
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