Mittwoch, 3. September 2008

Deutsch als Fremdsprache für Hunde


Ich selbst habe Englisch als Fremdsprache studiert und bin zu der Ansicht gekommen, dass viele Dinge, die einem selbst helfen, eine Sprache zu erlernen auch auf Hunde angewandt werden können. Beständigkeit, Kontext und Widerholungen zum Beispiel, sind beim menschlichen Sprachtraining genauso wichtig wie bei Hunden.
Offensichtlich können Hunde mit unserer Körpersprache mehr anfangen, als mit unseren Worten (schließlich ist die Körpersprache von Hunden ihre Muttersprache), aber es ist nicht schwer, die Konzentration eines Hundes umzulenken und einige Wörter in unseren Sprachen zu lernen. Mein erster Hund, Koro, kannte nicht nur duzende Wörter und Sätze auf Englisch, sie kannte auch viele Worte auf deutsch und französisch (einschließlich ihres Namens in drei verschiedenen Aussprachen), da wir in verschiedenen Ländern lebten.
Es macht mich wirklich wahnsinnig, wenn ich Leute sehe, die mit ihren Hunden nur auf eine Art kommunizieren: mit Kommandos. Sie verhalten sich wie Oberbefehlshaber beim Militär und ihre Hunde sind die niederen Soldaten. Alles was sie tun, ist Befehle zu brüllen. Man trifft sie beim Tierarzt und beim Gassi gehen. Es ist wirklich frustrierend, wenn man weiß, dass die Kommunikation zwischen den beiden soviel besser und angenehmer sein könnte – für beide Parteien.
Ich habe mir lange Zeit über die verschiedenen Arten der verbalen Kommunikation zwischen Mensch und Hund Gedanken gemacht, die nicht nur Befehle umfasst und mich entschlossen, einige Beispiele aufzuführen.
Entschuldigungen: Es kommt gelegentlich vor, dass wir unseren Hunden versehentlich wehtun. Wir treten ihnen in der Dämmerung auf den Schwanz oder lassen in der Küche einen Löffel auf sie fallen. Das ist eine perfekte Gelegenheit für eine klare Entschuldigung – immer in der gleichen Stimmlage und immer mit den gleichen Worten, so dass der Hund versteht, dass was passiert ist, ein Versehen war. Dies ist besonders bei Hunden aus dem Tierschutz wichtig, die in der Vergangenheit vielleicht misshandelt wurden und uns noch immer nicht 100%ig vertrauen.
Entscheidungen: Unsere Hunde haben so gut wie keine Kontrolle über ihr eigenes Leben. Wir entscheiden, was sie essen, wann sie essen, wann sie einen Spaziergang machen und so weiter. Deswegen ist es schön für sie, einige Entscheidungen selbst zu treffen. Wenn man zum Beispiel gerade mit seinem Hund Gassi geht und eine Kreuzung erreicht, kann man fragen: „Wohin?“ und ihn entscheiden lassen. Mein verstorbener Husky Darby hat die Spaziergänge geliebt und mich jeden Tag in eine andere Richtung geschickt – es gab niemals einen Spaziergang, der genau wie ein vorheriger verlief.
Vorschläge: Zwischen meinen Hunden und mir gibt es ein Ritual, dass wir jeden Morgen und wenn ich nach Hause komme machen, das aber vollkommen freiwillig ist. Ich sage dann immer „Wollen wir in den Garten?“ Niemand muss also raus gehen, es ist nur ein Vorschlag, aber natürlich kommen alle mit…außer es regnet.
Aufforderungen: Fast wie ein Befehl – nur nicht so streng. In meinem kleinen Haus kommt es beispielsweise oft zu Zusammenstößen und ich sage dann einfach „Vorsicht“, dass mir die Hunde aus dem Weg gehen. Es ist fast wie ein sanfter Befehl, aber ich würde mich nicht um jeden Preis durchsetzen wollen. Oder wenn wir spazieren gehen und ich die Straße überqueren will, sage ich „Gehen wir rüber“ und die Hunde wissen, was ich vorhabe. Wenn sie allerdings noch an etwas furchtbar interessantem schnüffeln, warte ich noch einen Moment.
Informationsfluss: Hunde lieben ihre Routine und die Vorhersehbarkeit. Trotzdem ist so vieles in ihrem Leben (für sie) unvorhersehbar. Sie unterliegen unseren täglichen „Stundenplänen“, die ziemlich chaotisch sein können; sie haben also keine Ahnung, was auf sie zukommt. Wir können die Leben unserer Hunde etwas vorhersehbarer machen, indem wir eine tägliche Routine einhalten – aber wir können ihnen auch sagen, was passieren wird. Wenn wir immer die gleichen Worte benutzen, werden sie genau verstehen, was wir ihnen sagen wollen. Ich, beispielsweise, gehe immer in drei Gruppen unterteilt mit meinen Hunden Gassi. Ich sage also vorher Bescheid, wer jetzt an der Reihe ist.
Eine weitere äußerst nützliche Aussage bei Hunden ist “Fertig”. Sobald die Hunde das Wort verstehen (die derzeitige Aktivität ist beendet), kann man dieses Wort auf alles anwenden, egal ob positiv oder negativ. Ich sage es zum Beispiel nach einem Tierarztbesuch oder beim Krallenschneiden. Man kann damit auch andeuten, dass das Leckerli im Beutel das letzte war, so dass der Hund nicht das Gefühl hat, immer weiter betteln zu müssen. (So kann man Hunde auch vom Tisch füttern, ohne dass sie einen beim Weiteressen dauern beobachten).
Ebenso in dieser Kategorie ist “Ups” – damit bezeichne ich kleinere Zwischenfälle, die mir nicht so gefallen haben; wie zum Beispiel wenn einer der Hunde zu aufdringlich oder fordernd wird.
Außerdem deute ich bei meinen Hunden gerne an, wie lange ich weg sein werde. Wenn ich zum Beispiel nur eine Runde in der Nachbarschaft drehe, sage ich etwas anderes, als wenn ich zur Arbeit gehe. Wenn ich einige Tage weg sein werde, zähle ich ihnen die Anzahl an meinen Fingern ab. Keine Ahnung, wie viel sie wirklich davon verstehen, aber ich denke mir, im Zweifel für den Angeklagten – vielleicht verstehen sie ja, was in den nächsten Tagen auf sie zukommt.
Lob: Manchmal schaue ich mir das ganze Rudel einfach an und äußere ein lächerliches und liebevolles „Oohh, wie konnte Mami nur an soooo tolle Hunde geraten!!“ Ich weiß, wie bescheuert das ist, aber Hunde lieben diese Art der Aufmerksamkeit. Sie saugen sie förmlich auf. Sie wedeln mit den Schwänzen und sehen so zufrieden aus – ich glaube, sie fühlen sich damit wirklich wohl.
Lieder: Ich finde, dass jeder Hund sein eigenes Lied haben sollte, das man ihm von Zeit zu Zeit vorsingt. Sie fühlen sich einfach bestätigt, wenn man ihr Lied singt. Sie sollten das unbedingt ausprobieren, wenn Sie es bis jetzt nicht getan haben. Hier einige Beispiele: Das Lied meiner Hündin Sophia ist der Soundtrack von „West Side Story“ – Maria (I just met a girl named Sophia…). Dexters Lied ist aus dem Jahr 1979 und heißt „Doctor Doctor“ und geht so: „Dexter, Dexter, gimme the news. I got a bad case of lovin you.“ Sunny hat sogar zwei Lieder – eines mit dem Titel „Sunny“ von Paul Mauriat und das berühmte „You are my sunshine“ (You are my sunshine, my only sunshine. You make me happy when skies are gray. You'll never know, dear, how much I love you. Please don't take my sunshine away). Sie müssen kein guter Sänger sein, Ihren Hunden ist das total egal!
Sprechen Sie also so viel wie nur möglich mit ihren Hunden und benutzen Sie immer die gleichen Sätze (ein bisschen Blödelei und Spaß kann nie schaden) und seien Sie sicher: sie verstehen mehr als Sie glauben. Die meisten Dinge schnappen sie einfach so auf, ohne dass wir uns groß anstrengen müssen, weil sie einfach so intelligent und sensibel sind. Ich kenne sogar Menschen, die Wörter im Beisein ihrer Hunde buchstabieren müssen, so dass sie sie nicht verstehen!

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