Mittwoch, 13. August 2008

Markus


Dies ist ein Gasteintrag meiner engagierten und liebenswerten Kollegin Magda:

Wenn ich an meinen Aufenthalt in Istanbul im Rahmen PETA Deutschlands Türkei - Kampagne denke, dann denke ich zwangsläufig an den kleinen Welpenjungen, den die Türkischen Tierschützerinen Markus getauft hatten - benannt nach meinem Lebenspartner.
Wir fanden Markus auf dem Weg ins Tierheim Beykoz Istanbul aus welchem uns seit Wochen Horrormeldungen von ausgesetzten, traumatisierten und hungernden Hunden erreichen. Taumelnd lief der ca. 4 Monate junge Rüde auf der Straße umher - weit ab von jeglicher Zivilisation. Wahrscheinlich war auch „unser“ Findling einer von den hunderten Hunden, die in den Wäldern von Beykoz ausgesetzt worden waren. Die Türkischen Behörden nutzen diese inhumane und absolut kontraproduktive Vorgehensweise um so die - zweifelsohne vorhandene - Überpopulation von Hunden zu bekämpfen. Sollten diese Tiere nicht von Tierschützern gefunden und notdürftig gefüttert werden, so müssen sie einen qualvollen Hungertod sterben.
Wir hielten an, um das völlig verängstigte Tier zu untersuchen. Markus kauerte sich in eine Feuerstelle, wo er versuchte sich vor uns zu verstecken, quasi „unsichtbar“ zu machen. Yasemin Baban, eine sich seit Jahren aufopfernde Türkische Tierschützerin, die sich täglich um Dutzende von ausgesetzten Hunden im Wald von Beykoz kümmert, nahm den völlig abgemagerten Welpen auf den Arm und brachte ihn ins Auto. Markus hatte kaum ein Haar am Körper - ein eindeutiges Zeichen für das fortgeschrittene Stadion seiner Räude-Erkrankung - und hatte klaffende Wunden an seinem ausgemergelten Körper. Der Welpe versuchte im Kofferraum des Autos „durch die Sitze zu entkommen“, so groß war seine Angst vor dem was nun mit ihm passieren würde. Als er jedoch das Futter, welches sich im Kofferraum jederzeit - zum Einsatz bereit - befand, roch, ließ er von seinem Vorhaben ab und schlang nach allem was sich ihm bot. Während ich meine Besichtigung fortführte, um die inhumanen Zustände im Tierheim Beykoz zu dokumentieren, wurde der Welpe von den Tierschützern der Tierschutzgruppe SHKD in das Rehabilitationszentrum der Gruppe gebracht. Die Tierschützer engagieren sich unter der Schirmherrschaft des Geschäftsmanns Robert Smith seit Jahren ehrenvoll und für die herrenlosen Tiere in Istanbul. Die Arbeit der Gruppe besteht darin, das Neuter & Release Programm - der einzigen nachhaltigen und humanen Lösung zur Senkung der Überpopulation - konsequent in die Praxis umzusetzen. Die Arbeit des gesamten Vereins und das sog. Waldtierheim werden mir als Lichtblick in Istanbul in Erinnerung bleiben. 24 Stunden später durfte ich zu Gast in diesem sein.
In einem auf natürlichen Untergrund umzäunten, schattigen Gelände mit drei anderen geretteten Welpen lebend, sah ich „meinen“ kleinen Findling sich langsam erholen. Nachdem ich mit aufmunternden Worten und Lauten zu gestikulieren versuchte, konnte ich ihm sogar ein zaghaftes Schwanzwedeln entlocken. Sein Blick wirkte - nach all dem was er durchgemacht haben musste - nach wie vor verloren. Auch wenn er - so sollte sich bewahrheiten - traumatisiert von seinem bisherigen Leben, zurück bleiben würde, so konnte ich doch einen kleinen Funken Lebensmut in ihm entdecken.
Ich war bedrückt und in Kummer als ich Markus und das SHKD Tierheim, dem für mich in Istanbul einzig gesehenen Ort an dem Hunde in Würde leben dürfen, verlassen musste. Was passiert mit all den anderen Hunden auf der Straße und in den Wäldern, die nicht das Glück haben von den Tierschützern gefunden zu werden? Was passiert mit all den anderen Hunden, die unter furchtbaren Bedingungen in staatlichen Tierheimen dahinvegetieren? Was passiert mit Markus? Wird er wieder genesen?
Zurück in Deutschland verarbeite ich noch immer die Bilder, die sich mir in Istanbul geboten haben. Einzelschicksale von Muttertieren, die ihre Welpen verloren haben, weil sie sie nicht säugen konnten. Depressive und sich aufgegebene Hunde in den besuchten Tierheimen, die einen mit leeren Augen angeschaut haben. Kranke, verletzte und hungernde Tiere, die man ausgesetzt in den Wäldern zu Hunderten fand. In Erinnerung bleibt mir aber am Deutlichsten „mein“ Markus, der am 08.08.2008 an den Folgen seiner Erkrankung, die zu spät behandelt werden konnten, im Tierheim der Tierschutzgruppe SHKD starb.


Wenn Sie etwas für die Hunde in der Türkei tun möchten, wenden Sie sich bitte an die türkische Botschaft in Berlin (030 - 275850), um den Verantwortlichen mitzuteilen, dass Sie das Land nicht bereisen werden, solange dort derartige Zustände herrschen.
Unter http://action.peta.de/ea-campaign/clientcampaign.do?ea.campaign.id=880 finden Sie einen Aktionsaufruf, der sich speziell gegen ähnliche Vorgänge in Antalya richtet und noch mehr Protestadressen auflistet.

1 Kommentar:

chicco_estha_arrow hat gesagt…

hallo an alle tierfreunde
lese blogs von hundefreunde und bin immer wieder begeistert das es menschen gibt die sich für den tierschutz angagieren, ich möchte diesen menschen mein lob aussprechen und sie ermutigen weiter zu machen, meine bescheiden hilfe im kampf gegen das tierleid sind kleine spenden (keine große pension) an tierschützern (kein vier pfoten oder ähnliches wo man nicht weiß was mit seinen spenden gemacht wird) gnadenhöfe oder vgt,
leider ist die teilnahmslosigkeit der breiten masse gegenüber dem tierleid so groß das es wahrscheinlich niemals eine welt ohne tierleid geben wird, daher danke ich den menschen die sich unermüdliche für die armen kreaturen einsetzten DANKE sagt harry und meine hunde chicco und estha sowie mitze arrow