Wieder einmal dürfen wir einen interessanten Eintrag von Autorin und Hunde-Expertin Clarissa von Reinhard veröffentlichen. Weitere Infos gibts auch unter www.animal-learn.de - vielen Dank!
Kennen Sie auch so jemanden, der sich ständig über seinen auch so schwierigen Hund beklagt? Dabei wird stets betont, dass der ja wirklich Glück hatte, bei dieser betreffenden Person gelandet zu sein, denn wer weiß, wie lange es jemand anderes mit ihm ausgehalten hätte. Der oder die hätte ihn sicher schon längst wieder abgegeben oder womöglich eingeschläfert. Mit leidender Mine wird wiederholte Male erzählt, welch vielfältigen Probleme der Hund hat und wie nervenaufreibend es ist, mit denen auch nur annähernd klar zu kommen.
Na ja, das ist ja auch eine feine Sache, so einen schwierigen Hund zu haben. Obwohl sich für außen stehende Betrachter nicht immer zeigt, warum dieser Hund denn angeblich so schwierig sein soll. Aber wenn man einen solchen Hund hat, der so viele Opfer von einem verlangt, die man natüüüürlich bereit zu geben ist, dann kann man der ganzen Welt gleich mal zeigen, wie toll man ist. Der Heiligenschein kreist sozusagen über dem eigenen Kopf, hell scheinend belegt er einer Leuchtreklame gleich, dass man besser ist als all die vielen bösen Menschen, die diesen Hund bestimmt schon im Stich gelassen hätten. Ach ja...
Ob diese Menschen wissen, was sie ihrem Hund antun? Glauben sie etwa, er merkt nicht, mit welcher inneren Einstellung und dazu passenden Leidensmine über ihn gesprochen wird? Wie würde es uns gehen, wenn ständig jemand über uns sagt, wie schwierig wir sind? „Ja wissen Sie, ich liebe meine Frau, aber es ist wirklich nicht einfach, mit ihr klar zu kommen. Gut, dass sie mich hat, wer weiß, ob es ein anderer Mann so lange mit ihr ausgehalten hätte.“ Wie würde es sich anfühlen, bei jeder Gelegenheit so vorgestellt zu werden? Und dann den mitfühlenden Blicken und Kommentaren ausgesetzt zu sein.
Wenn ein Hund die meisten unserer Worte auch nicht versteht, im Erfassen und Begreifen von Stimmungen ist er uns in der Regel weit voraus und so können wir getrost davon ausgehen, dass er sehr wohl etwas mitbekommt von all den problembeladenen Getue um ihn herum. Ob er spürt, dass er nicht um seiner selbst willen geliebt wird, sondern Instrument zur Selbstdarstellung ist?!
Ich glaube, für so manchen (schwierigen?) Hund wäre es wirklich eine Erlösung, von seinem leidenden Herrchen oder Frauchen befreit zu werden. Das wäre vielleicht wirklich die beste Idee, denn dann könnten sich beide voneinander erholen – jeder auf seine Art. :)
Montag, 26. April 2010
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