Donnerstag, 23. Juli 2009
Wenn der Postmann zwei Mal klingelt...
Dies ist ein Gastbeitrag von "Hundeprofi" Martin Rütter. Sein neues Buch, "Hund-Deutsch, Deutsch-Hund" sowie Tourtermine finden Sie unter http://www.ruetters-dogs.de/. Vielen Dank!
Foto: grande-fotografie.de
Viele Hunde rennen bellend zur Tür, wenn es klingelt oder wenn sie den Postboten an der Tür wahrnehmen. Dieses Verhalten finden die meisten Menschen noch angenehm, schließlich soll ein eventuell kommender Einbrecher dadurch abgeschreckt werden. Betritt der Besuch aber dann das Haus, soll der Hund diesen freundlich wedelnd begrüßen, schließlich hat der Mensch ja die Tür geöffnet und dem Hund damit signalisiert, dass dieser Besuch willkommen ist.
Viele Hunde bellen aber weiterhin, wenn der Besuch das Haus betritt. Da wird der Besucher misstrauisch beäugt und jede Bewegung wird mit einem leisen Knurren kommentiert. Im schlimmsten Fall darf der Besucher sich gar nicht mehr bewegen, der arglose Freund, der nur kurz die Toilette aufsuchen will, wird dann vehement gestoppt oder sogar in die Waden gezwickt.
Besonders territorial veranlagte Hunde zeigen häufig diese Probleme im Umgang mit Besuchern. Sie wurden, wie z.B. der Hovawart, jahrelang darauf gezüchtet, Haus und Hof zu bewachen und nehmen ihre Aufgabe ernst. Daher muss man besonders territorialen Hunden von Anfang an verdeutlichen, dass diese Aufgabe dem Menschen zusteht, er kümmert sich um die Sicherung des Territoriums und entscheidet, wer das Haus betreten darf, und wer nicht.
Wer also später einmal keine Probleme beim Empfangen von Besuchern mit seinem Hund haben möchte, sollte von Anfang an einige Regeln beachten. Der Hund sollte keinen strategisch wichtigen Liegeplatz zugewiesen bekommen. Liegt die Decke des Hundes im Flur direkt neben der Eingangstür, macht man den Hund damit sozusagen zum „Kontrolleur“. Denn der Flur liegt in der Regel zentral, der Hund kann hier also alle Rudelmitglieder beobachten, ohne dass er aufstehen muss. Er weiß immer, wo sich die einzelnen Mitglieder der Familie aufhalten. Zudem hört er als Erster, wenn sich ein Fremder dem Haus nähert. Was liegt da näher, als aufzuspringen und dem Eindringling laut bellend klar zu machen, wer hier im Haus auf ihn wartet. Liegt der Hund aber hinten im Wohnzimmer, so ist er nicht an vorderster Front. Klingelt es, kann der Mensch den Hund auf die Decke zurück schicken und in Ruhe die Tür öffnen. Er begrüßt als Erster den Besuch, bittet diesen herein und zeigt so dem Hund, dass er alles im Griff hat.
Natürlich muss man vorab das Abliegen auf der Decke ohne Besucher trainieren. Der Hund wird dazu auf die Decke geschickt und bekommt zur Belohnung z.B. einen Futterbrocken. Im nächsten Schritt muss er einen kurzen Augenblick auf der Decke warten, bevor er das Futterstück bekommt. Schritt für Schritt wird nun die Zeit, die der Hund auf der Decke abliegen muss, immer weiter ausgedehnt. Anfangs wartet der Mensch noch direkt neben der Decke des Hundes, so kann er ihn direkt korrigieren und auf die Decke zurückbringen, falls er einmal aufstehen sollte. Später wartet er weiter entfernt, bzw. bewegt sich durch die Wohnung. Achtung: Das Liegen auf der Decke muss immer mit einem Signal aufgelöst werden!
Diese Trainingsvariante eignet sich auch hervorragend, wenn der Hund nun bereits Menschen anbellt. Zur Absicherung kann man den Hund anfangs auch mit einer Leine sichern, hierfür eignet sich entweder ein schweres Möbelstück neben der Decke des Hundes oder aber ein Haken, der in der Wand befestigt wird. Bleibt der Hund ruhig liegen und entspannt sich, darf er nach einiger Zeit auf ein Signal des Menschen auch aufstehen und sich mit dem Besuch beschäftigen. Denn auch Freunde, die zwar angebellt aber nicht bedroht werden, darf der Hund nicht als Erster begrüßen. Diese Aufgabe übernimmt ab sofort immer der Mensch.
Hoffentlich können den Alltag für sich und Ihren Vierbeiner mit diesem Tipp entspannter gestalten!
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