Dienstag, 7. April 2009
Kind und Hund
Dies ist ein Eintrag von Hundeexperte Martin Rütter - vielen Dank noch einmal an dieser Stelle!
Foto: M. Grande
Gibt es etwas Schöneres für ein Kind, als gemeinsam mit einem Hund aufzuwachsen? Leider entstehen aber auch oft große Probleme zwischen Kindern und Hunden, die dann zum Teil sogar sehr gefährlich für die Kinder werden können.
Hunde müssen im Umgang mit Kindern lernen, sie zu akzeptieren. Denn Hunde werden kleinere Kinder nie als ranghöher ansehen, sie erkennen ihn ihnen das „nicht-erwachsene Lebewesen“. Und warum sollte sich ein erwachsener Hund von einem nicht-erwachsenen Menschen etwas sagen lassen? Daher dürfen Kinder niemals einen Hund korrigieren, sie benehmen sich dann aus Sicht des Hundes frech, was wiederum zu einer erzieherischen Korrektur des Kindes durch den Hund führen kann. Hier ist in der Regel zwar keine Verletzungsabsicht des Hundes vorhanden, jedoch ist die Haut des Kindes nicht so wiederstandsfähig wie z.B. die Haut eines Welpen, so dass schnell schlimme Verletzungen entstehen können.
Daher ist es zum entspannten Zusammenleben notwendig, dem Hund beizubringen, dass Kinder eine Sonderrolle außerhalb der Rudelrangordnung einnehmen. Der Hund muss erfahren, dass nicht er für die Erziehung dieses jungen Menschen verantwortlich ist, sondern der erwachsene Mensch. Für ihn sollten Kinder einfach von geringer Bedeutung sein, denn dann gibt es für ihn keinen Grund, in Konkurrenz zu den Kindern zu treten! Daher sind z.B. die Kinderzimmer oder aber der Spielteppich des Kindes für den Hund von Anfang an tabu, Hund und Kind haben jeweils eigene Bereiche, die gegenseitig respektiert werden müssen. So ist im Umkehrschluss der Liegeplatz des Hundes für die Kinder tabu. Zieht sich der Hund auf seinen Platz zurück, dürfen die Kinder ihn dort nicht stören, um ihn z.B. zu streicheln. Kinder müssen also wissen, wie sie sich dem Hund gegenüber verhalten sollen. Sie müssen die Grundregeln im Umgang mit Hunden erlernen, denn auch der Hund hat ein Recht auf Wahrung seiner Bedürfnisse und artgerechten Umgang.
Da Kinder aber nicht immer verantwortungsbewusst handeln, ist es unerlässlich, Kind und Hund ständig zu beobachten! Kinder und Hunde dürfen niemals alleine gelassen werden. Denn wenn es doch einmal zu einer brenzligen Situation kommt, muss der erwachsene Mensch da sein, um eingreifen zu können. Er muss den Hund in die Schranken verweisen und ihm klar machen, dass er das Kind nicht erziehen darf. Auch wenn das Kind sich aus Sicht des Hundes frech verhalten hat, indem es ihm z.B. ein Spielzeug abnehmen wollte! In einem nächsten Schritt muss der Mensch nun aber auch das Verhalten des Kindes unterbinden. Würde ein Mensch den Hund nämlich nur korrigieren, weil er ein Kind z.B. angeknurrt oder angesprungen hat, das Kind aber weiterhin in dieser Situation belassen, hat er aus Sicht des Hundes versagt.
Beachtet man jedoch diese Grundregeln, kann das gemeinsame Aufwachsen eine wundervolle Zeit werden. Der Hund ist oft nicht nur Spielkamerad, sondern auch verständnisvoller Zuhörer. Er lacht nicht über Missgeschicke, er kritisiert nicht oder stellt Fragen. Er ist einfach da und das Kind kann ihm sorglos alles erzählen, denn die ihm anvertrauten Geheimnisse sind dort sicher!
Gemeinsam mit den Eltern kann das Kind lernen, Verantwortung zu übernehmen, indem es z.B. in die Versorgung des Hundes mit eingebunden wird. Wie stolz ist es, wenn es dem Hund den Futternapf hinstellen oder aber bei der Fellpflege mithelfen darf! Als gemeinsame Beschäftigungsform eignet sich z.B. das Training von kleinen Kunststücken. „Gib Pfötchen“, „Männchen machen“ oder „Roll dich“ sind Tricks, die in der Regel Kind und Hund viel Spaß machen! Und wenn sie dann nur dem Training von Kind und Hund vorbehalten sind, also von den erwachsenen Menschen nicht durchgeführt werden dürfen, wird eine besondere Verbindung zwischen Kind und Hund geschaffen!
Viele weitere Tipps finden Sie in den Büchern von Martin Rütter, beispielsweise "Hundetraining mit Martin Rütter" http://www.amazon.de/Hundetraining-Martin-R%C3%BCtter-Individuell-partnerschaftlich/dp/3440108279 oder unter www.ruetters-dogs.de.
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2 Kommentare:
Toller Artikel - vielen dank !!
Ich denke ein Stück weit kommen die erforderlichen Maßnahmen auch immer auf den jeweiligen Hund und das Kind an. Mein Sohn ist 3 Jahre alt, meine Hündin 5, wir haben sie damals als Notfall aufgenommen, nach mehreren Knochenbrüchen durch Prügel etc. Sie ist ein Yorkie Mix... Trotz anfänglicher Zweifel meinerseits haben Kind und Hund ein ganz besonderes Verhältnis. Unsere Hündin macht auf Kommando sofort was der Kleine von ihr möchte, es kann stundenlang gekuschelt werden und auch spielen klappt ohne Schnapper etc. Doch wehe ein Fremder würde wagen unseren Sohn auch nur krumm anzusehen, da verwandelt sich unser Terrier in eine wandelnde Knurrmaschine :-)
Umgekehrt hat unser Sohn ein besonderes Verständnis für das Verhalten von Hunden entwickelt. Den Staff eines Bekannten weißt er ohne groß nachzudenken in seine Schranken wenn er anspringen oder schnappen will. Und der Hund wiederum ( der mich als erwachsenen Menschen nur bedingt ernst nimmt) reagiert umgehend und lässt den Kleinen in Ruhe. Er reagiert auf Hunde mit einer so selbstverständlichen Autorität, dass diese trotz seiner Größe einfach angenommen wird. Schwer zu erklären.
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