Freitag, 14. Mai 2010
Vermenschlichung
Ein dickes "Dankeschön" an Hundeexpertin Clarissa von Reinhardt für diesen Beitrag - weitere Infos gibt's wie immer unter www.animal-learn.de.
Natürlich ist es nicht gut, den Hund mit menschlichen Moralvorstellungen zu betrachten oder in ihm nur deshalb einen Sozialpartner zu suchen, weil wir mit unseren Artgenossen, sprich anderen Menschen, nicht zurecht kommen. Dies hat unweigerlich zur Folge, dass der Hund mit Erwartungen überfrachtet wird, die er gar nicht erfüllen kann. Er darf nicht mehr Hund sein, sondern soll uns als ein besserer Mensch auf vier Pfoten begleiten. Das zieht Probleme über Probleme nach sich.
Aber mir kommt es oft so vor, dass wir in unserem ständigen Bestreben, den Hund bloß nicht zu vermenschlichen, unmenschlich geworden sind. Wann immer versucht wird, das Verhalten eines Hundes mit seinen Gefühlen zu erklären oder man einen Menschen auffordert, sich in die Situation seines Hundes zu versetzen, kommt der Vorwurf der Vermenschlichung. Dabei ist aus der vergleichenden Verhaltensbiologie bekannt, dass zumindest alle Säugetiere (wahrscheinlich auch noch viele andere!), ähnliche Gefühle empfinden. Freude, Mutterglück, Fürsorge, Liebe, Trauer, Rivalität, Einsamkeit, Angst empfinden doch nicht nur wir Menschen.
Aber welche Konsequenz hätte es, wenn wir eingestehen würden, dass Hunde, Tiere überhaupt, ganz ähnlich denken und fühlen wie wir selbst? Dann müssten weitreichende Konsequenzen folgen. Tierversuche, Massentierhaltung, die permanente Unterdrückung und Ausbeutung uns anvertrauter Lebewesen wäre moralisch nicht mehr vertretbar. Wir hätten keine Berechtigung mehr, Tiere in Zoos einzusperren. Wir alle würden selbstverständlich sofort Veganer, denn es wäre geradezu absurd, Tiere zu schlachten, zu essen, ihre Haut zu tragen oder auch nur Produkte zu sich zu nehmen, die aus ihrer industrialisierten Ausbeutung stammen. Es wäre die tiefgreifendste Veränderung unserer Gesellschaft, die man sich vorstellen kann. Es wäre eine nie da gewesene Revolution durch alle Gesellschaftsschichten. Es wäre... der ewige Traum der Menschheit vom Paradies. Vollkommener Friede mit allen Mitgeschöpfen.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
2 Kommentare:
...oder auch nur Produkte zu sich zu nehmen, die aus ihrer industrialisierten Ausbeutung stammen...
Die Menschen konsumieren seit Jahrzehnten Produkte, die aus der industrialisierten Ausbeutung von MENSCHEN stammen... Was sollte sich also ändern?
genau richtig - und deshalb sollte man versuchen, jedenfalls ein kleines Stück des Paradieses jeden Tag zu verwirklichen - vegan essen, statt in den Zoo lieber ins Variete gehen, die Umwelt weniger verschmutzen... JEDER kann dazu beitragen!
Kommentar veröffentlichen