Freitag, 21. November 2008
Was unterscheidet uns vom Hund?
Klar, man sieht nicht viele Hunde oder Wölfe, die auf Bäume klettern oder auf ihren Hinterbeinen laufen… aber was ist mit der Persönlichkeit? Was geht in einem Hundegehirn vor, das sich von unseren Gedanken und denen anderer Primaten unterscheidet?
Viele Menschen wollen ihren Hund genauso behandeln, wie sie einen menschlichen besten Freund behandeln würden. Das hört sich zwar nett an, für die Hunde es aber ganz und gar nicht die beste Lösung. Natürlich ist jeder Hund anders, aber die Psychologie von Hunden bestimmt, dass jedes Hundrudel, dem auch Menschen angehören können, einen Rudelführer hat (selbst wenn das Rudel nur aus zwei Parteien besteht). Ein Hund ohne Rudelführer ist ängstlich und fühlt sich schutzlos und wird deshalb wahrscheinlich versuchen, selbst der Rudelführer zu werden, um diese Lücke zu füllen. Das kann in Aggression, übertriebenem Bellen, unangebrachtem Urinieren, Dominanzverhalten und anderem ausarten. Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber – so sehr ich meine Hunde auch liebe – ich will nicht, dass sie mich kontrollieren. Das bedeutet, dass ich in der Rangordnung oben stehen muss, um die Bedürfnisse meiner Hunde zu erfüllen.
Aus Hundesicht ist das Gute an einem Rudelführer, dass er ihm Schutz und Struktur, Grenzen und Regeln bietet – all die Dinge, mit denen ein Hund sich sicher fühlt. Na, kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor? Genau, bei Kindern ist es ganz genauso.
Ein zweiter entscheidender Unterschied zwischen der Psychologie von Hunden und Primaten ist der: sobald sich jemand verletzt oder Angst hat, neigen wir Primaten dazu, sofort eine riesen Sache daraus zu machen und denjenigen zu trösten – danach geht es uns allen besser, egal ob Kind oder Erwachsener. Mit Hunden ist das allerdings ein bisschen anders. Wenn unser vierbeiniger Freund vor etwas Angst hat oder sich weh tut und wir sofort ausrasten und ihn mit Trost und Liebe überschütten, wird das Problem nur noch größer und die Angst wird geschürt. Schließlich wird der Hund dadurch nur noch ängstlicher.
Wenn also irgendetwas passiert, sollte man am besten ruhig bleiben, sich zusammenreißen und Selbstvertrauen ausstrahlen. „Schon in Ordnung, nix passiert,“ tröstet Bello schon genug. Er fühlt sich so sicher und kann sich beruhigen. Natürlich müssen Sie zum Tierarzt, wenn etwas Schlimmeres passiert ist, aber selbst dann sollten Sie sich beiden einen Gefallen tun und nicht laut schluchzen oder Dinge sagen wie, „Oh neeein, mein kleiner süßer Schaaatz!“
Eine weitere Sache, die die Hundedenkweise von der von Primaten (oder zumindest Menschen) unterscheidet, ist – und genau das lässt uns Hunde auch so toll finden – dass sie wirklich im Jetzt leben. Sie sind wahre Zen-Meister. Leider ist es so, dass viele menschliche Hundebegleiter ihre Hunde versehentlich zwingen, in der Vergangenheit zu leben; besonders häufig kommt dies bei Hunden aus dem Tierschutz vor, die ihre Hunde immer wieder an seine traurige Vergangenheit erinnern. Mit jedem „Oh mein armes kleines Schätzchen, du musstest schon so viel ertragen!“ lassen wir meist Grenzen, Regeln und Struktur schleifen, geben zu viele Leckerlis und verbreiten ein Gefühl von Traurigkeit und Unbehagen.
Wir müssen die Vergangenheit ruhen lassen und im Hier und Jetzt leben – zu unserem eigenen Wohl und dem unserer Hunde. Umso mehr wir bereuen, umso mehr Zeit verschwenden wir. Hunde tun das nicht. Sie schwelgen nicht in vergangenen Erinnerungen oder machen sich Sorgen über ihre Zukunft. Sie leben einfach im jetzigen Moment und machen das Beste daraus. Also: lernen wir von unseren Gefährten und lassen wir alte Erinnerungen ruhen. Sehen Sie Ihren Freund einfach als das, was er ist und behandeln Sie ihn auch so – er wird es lieben!
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