Mittwoch, 26. November 2008

Ein Graffiti vom U-Bahnhof in Berlin...

Wenn ein Hund nur darf, wenn er soll,
aber nie kann, wenn er will,
dann mag er auch nicht,
wenn er muss.

Wenn er aber darf, wenn er will,
dann mag er auch, wenn er soll,
und dann kann er auch,
wenn er muss ...

Denn schließlich:
Hunde, die können sollen,
müssen wollen dürfen ...

Freitag, 21. November 2008

Was unterscheidet uns vom Hund?


Klar, man sieht nicht viele Hunde oder Wölfe, die auf Bäume klettern oder auf ihren Hinterbeinen laufen… aber was ist mit der Persönlichkeit? Was geht in einem Hundegehirn vor, das sich von unseren Gedanken und denen anderer Primaten unterscheidet?
Viele Menschen wollen ihren Hund genauso behandeln, wie sie einen menschlichen besten Freund behandeln würden. Das hört sich zwar nett an, für die Hunde es aber ganz und gar nicht die beste Lösung. Natürlich ist jeder Hund anders, aber die Psychologie von Hunden bestimmt, dass jedes Hundrudel, dem auch Menschen angehören können, einen Rudelführer hat (selbst wenn das Rudel nur aus zwei Parteien besteht). Ein Hund ohne Rudelführer ist ängstlich und fühlt sich schutzlos und wird deshalb wahrscheinlich versuchen, selbst der Rudelführer zu werden, um diese Lücke zu füllen. Das kann in Aggression, übertriebenem Bellen, unangebrachtem Urinieren, Dominanzverhalten und anderem ausarten. Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber – so sehr ich meine Hunde auch liebe – ich will nicht, dass sie mich kontrollieren. Das bedeutet, dass ich in der Rangordnung oben stehen muss, um die Bedürfnisse meiner Hunde zu erfüllen.
Aus Hundesicht ist das Gute an einem Rudelführer, dass er ihm Schutz und Struktur, Grenzen und Regeln bietet – all die Dinge, mit denen ein Hund sich sicher fühlt. Na, kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor? Genau, bei Kindern ist es ganz genauso.
Ein zweiter entscheidender Unterschied zwischen der Psychologie von Hunden und Primaten ist der: sobald sich jemand verletzt oder Angst hat, neigen wir Primaten dazu, sofort eine riesen Sache daraus zu machen und denjenigen zu trösten – danach geht es uns allen besser, egal ob Kind oder Erwachsener. Mit Hunden ist das allerdings ein bisschen anders. Wenn unser vierbeiniger Freund vor etwas Angst hat oder sich weh tut und wir sofort ausrasten und ihn mit Trost und Liebe überschütten, wird das Problem nur noch größer und die Angst wird geschürt. Schließlich wird der Hund dadurch nur noch ängstlicher.
Wenn also irgendetwas passiert, sollte man am besten ruhig bleiben, sich zusammenreißen und Selbstvertrauen ausstrahlen. „Schon in Ordnung, nix passiert,“ tröstet Bello schon genug. Er fühlt sich so sicher und kann sich beruhigen. Natürlich müssen Sie zum Tierarzt, wenn etwas Schlimmeres passiert ist, aber selbst dann sollten Sie sich beiden einen Gefallen tun und nicht laut schluchzen oder Dinge sagen wie, „Oh neeein, mein kleiner süßer Schaaatz!“
Eine weitere Sache, die die Hundedenkweise von der von Primaten (oder zumindest Menschen) unterscheidet, ist – und genau das lässt uns Hunde auch so toll finden – dass sie wirklich im Jetzt leben. Sie sind wahre Zen-Meister. Leider ist es so, dass viele menschliche Hundebegleiter ihre Hunde versehentlich zwingen, in der Vergangenheit zu leben; besonders häufig kommt dies bei Hunden aus dem Tierschutz vor, die ihre Hunde immer wieder an seine traurige Vergangenheit erinnern. Mit jedem „Oh mein armes kleines Schätzchen, du musstest schon so viel ertragen!“ lassen wir meist Grenzen, Regeln und Struktur schleifen, geben zu viele Leckerlis und verbreiten ein Gefühl von Traurigkeit und Unbehagen.
Wir müssen die Vergangenheit ruhen lassen und im Hier und Jetzt leben – zu unserem eigenen Wohl und dem unserer Hunde. Umso mehr wir bereuen, umso mehr Zeit verschwenden wir. Hunde tun das nicht. Sie schwelgen nicht in vergangenen Erinnerungen oder machen sich Sorgen über ihre Zukunft. Sie leben einfach im jetzigen Moment und machen das Beste daraus. Also: lernen wir von unseren Gefährten und lassen wir alte Erinnerungen ruhen. Sehen Sie Ihren Freund einfach als das, was er ist und behandeln Sie ihn auch so – er wird es lieben!

Mittwoch, 12. November 2008

Die große Leinwand bringt großes Leid für Hunde


Dieser Eintrag wurde geschrieben von meiner Kollegin aus den USA, Lindsay Pollard-Post. Beverly Hills Chihuahua kommt 2009 übrigens auch in unsere Kinos…

Schon Wochen vor dem Start des neuen Disney Films „Beverly Hills Chihuahua“ hat sich das Tierheim, in dem ich regelmäßig aushelfe, auf die Premiere des Films vorbereitet – nicht jedoch, indem sich die Mitarbeiter Karten gesichert haben, sondern indem zusätzliche Zwinger für kleine Hunde bereitgestellt wurden. Sie wissen genau, dass in nur wenigen Monaten duzende ausgesonderte „Papis“ und „Chloes“ (die Filmhelden) die Tierheime bewohnen werden.

In Tierheimen freut man sich nicht gerade auf süße Tierfilme. Nach dem berühmten Film „101 Dalmatiner“ aus dem Jahr 1996, gingen unzählige Familien los, um sich einen Hund, wie die aus den Filmen, nach Hause zu holen. Nach einigen Monaten wurden viele Dalmatiner ins Tierheim gebracht, als ihre Herrchen und Frauchen feststellten, dass sich die kleinen süßen Racker in große gefleckte Tornados verwandelt hatten, deren Energie scheinbar endlos war und die am liebsten auf Schuhen herumkauten.

Einige Dalmatiner hatten Glück und fanden ein schönes neues Zuhause mit Menschen, die sie ihrer Persönlichkeit und nicht ihrer Flecken wegen liebten. Viele andere hatten nicht soviel Glück und mussten schlussendlich eingeschläfert werden.

Nun fürchten viele Tierheime, dass sich dieser Trend mit Chihuahuas wiederholen wird. Massenzüchter, die Hunde unter verdreckten und rauen Bedingungen aufziehen und Privatpersonen wie auch Zooläden beliefern, werden versuchen, aus diesem Boom Profit zu schlagen, indem sie so viele kleine Chihuahuas wie nur möglich „produzieren“.

Diese Chihuahua-Babys werden nicht nur den Hunden ein potentielles Zuhause wegnehmen, die im Tierheim sitzen und auf eine neue Familie hoffen, viele von ihnen werden auch selbst im Tierheim landen, wenn ihre Käufer realisieren, dass die Hunde viel mehr Arbeit machen und nicht so perfekt trainiert sind, wie die Hunde im Film.

Menschen, die mit Welpen schnell und viel Geld verdienen wollen, verraten den Käufern wohl kaum, dass ein Chihuahua, ohne die nötige Erziehung, ein sehr selbstsicherer und sogar bissiger Hund mit einem übertriebenen Beschützerverhalten werden kann oder dass diese Rasse für kleine Kinder nicht geeignet ist, weil sie die kleinen Tiere leicht ungewollt verletzen können (Chihuahuas haben in ihrem Schädel einen „weichen Fleck“, ähnlich dem vom Menschen; bei einigen Hunden wächst er niemals komplett zu).

Chihuahuas sind zwar klein, benötigen jedoch genauso viel Zeit, Geld und Aufmerksamkeit wie jeder andere Hund. Man muss mit ihnen trainieren, sie Gassi führen und pflegen. Außerdem kommen Tierarztkosten auf einen zu und natürlich muss man bereit sein, den Hunden jede Menge Liebe und Aufmerksamkeit zu schenken.

Wenn Sie wirklich bereit sind, Ihre Zeit, Energie, ihr Geld, ihre Aufmerksamkeit und Liebe in einen Hund zu investieren, dass gehen Sie bitte in Ihr örtliches Tierheim und erkundigen sich dort nach Tieren, die ein neues Zuhause suchen. Und seien Sie offen, was den Typ Hund angeht, nach dem Sie suchen – wahre Freundschaft gibt es in vielen verschiedenen Farben, Formen und Größen. Vielleicht überrascht es Sie zu merken, dass der Hund, mit dem Sie sich sofort verbunden fühlen, kein Beverly Hills Chihuahua, sondern ein netter Tierheim-Mischling ist.

Selbst Rusco, der Hund, der in dem Film Papi spielt, wurde aus einem Tierheim gerettet und ist ein Mischling. Aber sogar wenn Sie sich ganz sicher sind, dass es ein Chihuahua sein soll, werden Sie sicherlich in einem Tierheim in Ihrer Umgebung fündig – spätestens einige Monate nach Filmstart.

Donnerstag, 6. November 2008

Glauben Sie nicht alles, was der Tierarzt Ihnen sagt


Ich persönlich hatte niemals ein Problem damit, Autoritäten in Frage zu stellen. Gerade deshalb schockiert es mich immer wieder, wenn mir Freunde und Bekannte erzählen, dass Sie jede Behandlung, die Ihnen Ihr Tierarzt empfiehlt, ohne Nachzufragen hinnehmen. So geben sie ihrem Hund oft ein Medikament, von dem sie nicht einmal wissen, was es ist oder sie kennen schlichtweg nicht den Namen der Krankheit, die der Hund überhaupt hat. Sie legen die komplette Verantwortung für das Wohlbefinden ihres Hundes in die Hände des allwissenden Tierarztes. Ich glaube, dass dieses blinde Vertrauen von der Tatsache herrührt, dass ein Tierarzt als Autoritätsperson gilt, die jede Menge Qualifikationen und Erfahrungen hat. Viele Menschen sehen allerdings nicht, dass Tierärzte auch nur Menschen sind. Manche von ihnen haben gewisse Neigungen (Tierchirurgen operieren vielleicht gerne) und man darf auch nicht vergessen, dass nicht alle einen 1+ Abschluss in der Tasche haben.
Ich kann gar nicht häufig genug erwähnen, wie wichtig es ist, Autoritäten in Frage zu stellen. Blindes Vertrauen kann schreckliche Konsequenzen mit sich bringen, was im Milgram-Experiment (http://de.wikipedia.org/wiki/Milgram-Experiment) klar ersichtlich wurde; in dem Experiment waren zwischen 61 und 66% der Teilnehmer bereit, einem anderen Menschen einen tödlichen Elektroschock (450 Volt) zu verabreichen, nur weil sie diese Anweisung von einer Autoritätsperson erhalten hatten.
Ich finde das extrem beängstigend – in diesem Fall möchte ich mich aber darauf beziehen, wie sich diese Mentalität auf das Wohlbefinden Ihres Hundes auswirken kann. Vor kurzem hatte mein 6-jähriger Hund Dexter, der normalerweise fit und für jeden Spaß zu haben ist, auf einmal keinen Appetit mehr. Ich gab ihm sein Futter und er kam einfach nicht. Sein Verhalten änderte sich nicht und so machte ich mir langsam Sorgen. Ich ließ einen Bluttest machen und es wurden niedrige Schilddrüsenwerte nachgewiesen. Die Tierärztin empfahl mir deshalb einen weiteren Schilddrüsentest, der das gleiche Ergebnis hervorbrachte. Sie empfahl mir daraufhin wärmstens, Dexter einfach für den Rest seines Lebens ein synthetisches Schilddrüsenhormon (Thyroxin) zu geben. Deshalb konsultierte ich noch zwei weitere Tierärzte, unter denen eine Ärztin war, die ich für ganzheitlich hielt, da sie auch Akupunktur und Chiropraktik anbietet. Alle waren sich jedoch einig in der Diagnose.
Ich kam dem Rat nach, da sich alle sehr sicher waren. Allerdings ging es mir bei der Entscheidung nicht gut – Dexter zeigte keine anderen Symptome von niedrigen Werten und der Gedanke, ihm jahrelang synthetisches Thyroxin zu geben, erschien mir wirklich besorgniserregend. Ich konnte mich damit einfach nicht zufriedengeben und suchte deshalb eine vierte holistische Tierärztin auf, der ich wirklich vertrauen konnte. Sie war vor meinem Umzug meine Tierärztin gewesen und ist eine wahre Perfektionistin, was ganzheitliche Behandlungsmethoden angeht.
Dies war der Wendepunkt in meiner Geschichte. Die Ärztin untersucht Dexter, sah sich seine Unterlagen an und sagte dann: „Er hat keine Unterfunktion.“ Sie zählte mir einige Punkte auf, die gegen eine solche Diagnose sprachen und machte mir klar, dass niedrige Schilddrüsenwerte auf viele Probleme hinweisen können, die mit einer Unterfunktion rein gar nichts zu tun haben. Dexter hat in der Tat einige gesundheitliche Probleme, die zu diesen Werten beigetragen haben können, wie zum Beispiel ein steifes Bein (was noch mal eine ganz andere Geschichte ist). Die Ärztin riet mir, das Medikament abzusetzen und gab mir stattdessen ein pflanzliches Mittel, das ich Dexter eine Zeit lang geben sollte. Gerade mal 3 Wochen später geht es Dexter wieder gut und er hat einen Bärenhunger!

Ich frage mich, wie viele Menschen dem Rat wohl einfach, wie ich auch, gefolgt wären und ihren Hund unter Druck ein Leben lang unter Medikamente gesetzt hätten – wahrscheinlich zwischen 61 und 65%... Dies hätte zur Folge die Schilddrüse auf lange Sicht wahrscheinlich geschädigt und den Hund vollkommen von synthetischen Hormonen abhängig gemacht.
Und die Moral von der Geschicht’: Bilden Sie sich eine eigene Meinung über die Aussagen Ihres Tierarztes! Sie allein sind für das Wohlbefinden Ihres Hundes verantwortlich – wenn Ihnen also etwas komisch vorkommt, fragen Sie nach! Fragen Sie nach Alternativen und holen Sie im Zweifelsfall eine zweite Meinung ein – wenn es sein muss, auch eine dritte oder vierte. Und bitte suchen Sie auch immer nach holistischen Alternativen. Informieren Sie sich im Internet und Sie werden staunen, wie viel Sie auf diese Weise lernen können. Sie – und nicht Ihr Tierarzt – müssen sich für Ihren Hund starkmachen.
Und was Tierärzte im Allgemeinen angeht: natürlich habe ich nichts gegen Tierärzte! Ich weiß ihre Arbeit sehr zu schätzen. Was ich mit diesem Eintrag lediglich sagen will: wir sollten auch die Tierärzte unseres Vertrauens als Menschen, nicht als Götter, ansehen.