Donnerstag, 27. März 2008

Warum ich zu Hause für Nacktheit bin



- Nacktheit bei Hunden natürlich.

Vor drei Jahren, als Rowdy gerade erst zu uns gekommen war, spielten er und Dexter sehr viel miteinander, inklusive Zerren am Genick des Anderen und anderweitige Raufereien. An einem Sonntagvormittag, war ich zum Brunch verabredet, doch im letzten Moment, rief mich meine Freundin an und sagte ab. Also blieb ich zu Hause. Ungefähr 20 Minuten später (zu dem Zeitpunkt, an dem ich mich wahrscheinlich grade am Tisch des Restaurants niedergelassen hätte), hörte ich einen Schrei aus dem Wohnzimmer kommen, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ich rannte sofort zu den Beiden und sah, dass Dexter mit seinem Unterkiefer in Rowdys Halsband hängen geblieben war und sich, aufgrund seiner langen Reißzähne, nicht mehr befreien konnte!

Rowdy Halsband war so eng, dass er bereits hustete und Dexter riss daran herum und zerrte in seiner Panik immer mehr. Ich versuchte, Rowdys Halsband abzunehmen, aber bei all dem Gezerre war das gar nicht so leicht; außerdem war das Halsband sehr eng. Ich brauchte bestimmt 20 Sekunden, um es zu lösen.

Ich rief sofort meine Freundin an und sagte ihr, dass sie durch ihre Absage Rowdys Leben gerettet und Dexter einen Kieferbruch erspart hatte! Ich glaube, ich zitterte den Rest des Tages wie Espenlaub.

Ein Kollege erzählte mir die unglaublich traurige Geschichte, wie sich das Halsband seines Hundes an einem Möbelstück verfing und der Hund in dem Versuch zu entkommen erwürgt wurde.

Danach habe ich Halsbänder für immer aus meinem Haus verbannt. Natürlich gibt es Ausnahmen für vierbeinige Gäste und lebhafte Welpen, die vielleicht einen Ausbruchsversuch starten könnten. Sie tragen ihr Halsband zwei Wochen lang, da ich es innerhalb dieses Zeitraums für wahrscheinlicher halte, dass sie weglaufen, anstatt sich in ihrem Halsband zu verheddern.

Natürlich bringt diese Situation auch Risiken mit sich. Ein „nackter“ Hund könnte versehentlich von einem Gast oder Handwerker, der nicht achtsam ist, herausgelassen werden oder einfach irgendwie entkommen, was allerhand schlimme Folgen haben kann. Um dieses Risiko aus dem Weg zu räumen, stelle ich sicher, dass alle meine Hunde einen Mikrochip eingesetzt bekommen und so auch ohne Halsband identifiziert werden können. Außerdem passe ich auf, dass mein Zaun keine Löcher hat, dass mein Tor auf der Veranda geschlossen ist und so niemand einfach aus der Haustür in die Freiheit stürmen kann.

Ich finde, jeder muss sich seiner Lage bewusst werden und dann überlegen, was zu tun ist. Haben Sie einen einzelnen, ehr ruhigen Hund, der gut einzuschätzen ist, dann stellt ein Halsband vielleicht nicht so eine große Gefahr dar. Handelt es sich allerdings um mehrere junge Hunde, die sich gegenseitig am Nacken zerren und kein Risiko laufen, einfach durchzudrehen oder aus dem Grundstück zu verschwinden, dann sollten Sie die Halsbänder zu Hause einfach abnehmen, wenn die Hunde nicht unter ständiger Aufsicht stehen (wie zum Beispiel, wenn Sie ausgehen). Man sollte einfach einmal darüber nachdenken.

Dienstag, 18. März 2008

Im Laufschritt mit dem Hund


Dies ist ein Gasteintrag meines Kollegen Alex Bury, der immer für einen Spaß aufgelegt und sehr engagiert ist.

Der Hundeflüsterer Cesar Millan gab der Zeitschrift Runner´s World im Oktober 2007 ein Interview. Ich wusste vorher nicht, dass er ein Läufer ist oder gerne mit seinen Hunden joggen geht. Er sagte: „Wenn wir alle mit unseren Hunden spazieren oder laufen gehen würden, wäre diese Welt ein besserer Ort.“ Ich wünschte, jeder Hundebesitzer würde das lesen!

Hunde brauchen beinahe nichts so sehr, wie ausreichend Bewegung. Sie sind ruhiger, entspannter, aufmerksamer und verschmuster, wenn sie den nötigen Auslauf bekommen. Man kann leichter mit ihnen arbeiten und kommunizieren. Warum ich das so sicher weiß? Weil es mir genauso geht!

Wenn ich am Morgen ins PETA Büro komme, trinke ich erstmal einen Kaffee. Manchmal trinke ich versehentlich zwei oder drei Tassen in sehr kurzer Zeit. Daraufhin benehme ich mich wie ein junger, unerzogener Mischling aus Border Collie und Labrador (anstrengend und aufgedreht). Ich schreibe dann jede Menge E-Mails, leider nicht sehr konzentriert. Ich bin schlechte Gesellschaft und mein armer Chef muss mich so gut wie möglich im Zaum halten.

Doch dann ist Mittagspause und wie immer gehe ich spazieren oder joggen. Nachmittags schreibe ich konzentrierte und fokussierte E-Mail, streiche die zu erledigenden Aufgaben wie im Fluge von meiner Liste und gebe alle Daten korrekt ein. Mein Chef ist glücklich und so darf ich weiterhin bei PETA arbeiten.

Bei Hunden ist es genauso. Sie müssen sich austoben und einfach mal Dampf ablassen. Im Normalfall sind sie zwar nicht koffeinsüchtig (und wenn doch, können Sie sich als Hundeherrchen schuldig bekennen), haben jedoch Körper, die einfach Bewegung brauchen. Und zwar jede Menge. Und trotzdem lassen wir sie den ganzen Tag lang einfach herumsitzen. Wie auch ein koffeinsüchtiger Erwachsener oder ein colaverrücktes Kind, werden sie hyperaktiv, unausstehlich und können sich nicht konzentrieren.

Das führt zu vielen Problemen. Wenn Hunde an einem hochspringen, bellen, wie wild herum rennen, Sachen ankauen und die Wände hochgehen, ist der Mensch nicht glücklich. Er schreit den Hund an, sperrt ihn in den Hinterhof oder – im schlimmsten Fall – wird den Hund los, weil er „zu aufgedreht“ war. Aber nein, der Hund war eigentlich gar nicht zu aufgedreht. Du – oh hoch gelobter Mensch – warst einfach zu faul.

Wenn du dich nicht gerne bewegst – hol dir keinen Hund! Adoptiere mehrere Hasen (von Natur aus Pflanzenfresser und schön kuschelig), einen alten Hund oder noch besser, einen Stoffhund der sich zu dir aufs Sofa setzen kann.

Wenn du jeden Tag mit Bello spazieren oder joggen gehst, wird er ruhiger werden. Euch wird etwas ganz Neues verbinden und ihr lernt euch kennen. Ihr werdet lernen, wie ihr dem anderen zuhört und teilnehmen an den Wünschen und Bedürfnissen eures Freundes. Außerdem wird er sich nach einem langen Spaziergang oder einer Jogging Strecke viel leichter trainieren lassen und ihr beide werdet gesünder und fitter werden. Du wirst von nun an sehen, wie die Jahreszeiten vorüberziehen und deine Nachbarschaft kennenlernen, anstatt dir jeden Abend die immer gleichen Geschichten in Gute Zeiten Schlechte Zeiten anzusehen.

Mit seinem Hund oder seinen Hunden zu laufen, ist keine lästige Pflicht, sondern eine der Aufgaben eines Hundeherrchens - eine der schönen Dinge. Deshalb:

Häufchen wegmachen: lästige Pflicht

Langer Spaziergang vor der Arbeit: Geschenk

Und denk dran: wenn du jetzt zwar zustimmst, aber nicht wirklich das Sofa verlässt… Bello kann einfach nicht ohne dich, er ist vollkommen von DIR abhängig. Du kannst ihm ein erfülltes und glückliches Leben schenken und hast im Gegenzug einen vertrauten und gut erzogenen Freund gewonnen. Oder du kannst sein Leben miserabel und langweilig machen. Es liegt an dir. Steh endlich auf. Verlass das Sofa. Mach den Computer aus. Hol die Leine und setz einfach einen Fuß vor den anderen …

Und vergiss nicht, ein paar Leckerlis in der Jackentasche zu haben.

Freitag, 14. März 2008

Köpfchen statt Knöpfchen


Dies ist ein Gasteintrag von Clarissa von Reinhardt. Sie ist Autorin vieler Sachbücher und erfahrene Hundetrainerin mit eingenem Ausbildungszentrum. Wir freuen uns, von Zeit zu Zeit Texte von ihre veröffentlichen zu dürfen.

Köpfchen statt Knöpfchen

...das gilt auch für die viel gepriesenen Sprühhalsbänder, die in verschiedenen Ausführungen den Markt erobert haben. Spätestens seit uns Hundenanny Katja Geb-Mann allwöchentlich im deutschen Fernsehen vorführt, wie jeder Hund, ganz gleich welches Problem er seinen Haltern vermeintlich oder tatsächlich bereitet, mit Einsatz einer Fernbedienung in das Verhalten gepresst werden kann, das Herrchen oder Frauchen beliebt, finden die Halsbänder, die einen angeblich völlig harmlosen Spraystoß von sich geben, steigenden Absatz.

Doch schon der gesunde Menschenverstand lässt einen aufhorchen, wenn Hersteller und Anwender behaupten, dass der jederzeit auszulösende Sprühstoß für den Hund „gar nicht schlimm“ sei. Da fragt man sich doch selbst nach nur kurzem Nachdenken, wie es denn möglich sein soll, instinktive, genetisch fixierte Verhaltensweisen wie zum Beispiel das Jagdverhalten durch etwas zu unterdrücken, das dem Hund gar nichts ausmacht?! Dem Hundehalter wird generös angeboten, das Gerät doch selbst mal in die Hand zu nehmen oder um den Hals zu legen, während der Trainer den Auslöser betätigt... und tatsächlich, so schlimm war das doch gar nicht. Ein kurzes „Zischhhh“ mit etwas feucht-kalter Luft. „Ja“, bestätigt der überzeugte Hundehalter, „das war gar nicht schlimm.“ Was Hersteller und Trainer jedoch geflissentlich verschweigen (aus Unwissenheit oder in betrügerischer Absicht?!), ist die Tatsache, dass plötzlich auftretende, nicht eindeutig zuzuordnende Zischlaute beim Hund als Angst auslösende, sogar lebensbedrohliche Laute abgespeichert sind, bei denen sofort die Flucht ergriffen werden muss. Jeder kennt den Anblick eines Hundes, der sich selbst im Körbchen `zig mal um die eigene Achse dreht, bevor er sich schließlich gemütlich niederlegt. Es handelt sich bei dieser Verhaltensweise um ein Erbe aus den Zeiten, in denen der Hund noch weitgehend draußen in Freiheit lebte. Bevor er sich hinlegte, drehte er sich mehrfach im Gras oder Laub, um die ausgesuchte Liegestelle als ungefährlich abzusichern. Sollte beim Drehen ein Zischlaut (zum Beispiel von einer Schlange) zu hören sein, würde er sich durch einen Sprung zur Seite in Sicherheit bringen. Biologisch sinnvoll... und diesen genetisch fixierten, Angst auslösenden Zischlaut bringen wir Menschen nun in den unmittelbaren Kopfbereich des Hundes! Und drücken vielleicht gleich mehrfach das Auslöseknöpfchen, worauf der Hund ganz leicht nicht nur in Angst, sondern sogar in Panik versetzt werden kann – ohne die Möglichkeit, sich durch die Flucht zur retten!

Eigentlich ist dieser Umstand allein schon Grund genug, niemals zu erlauben, dass einem uns anvertrauten Lebewesen ein solches Gerät angetan (im wahrsten Sinne des Wortes!) wird. Es gibt aber noch mehr Probleme:

Der Hund weiß nie, wann und vor allem warum der Sprühstop ausgelöst wird, befindet sich also in ständiger Erwartungsunsicherheit. Wer wissen möchte, wie sich das anfühlt, dem empfehle ich folgendes Eigenexperiment, das nicht in Anwesenheit eines Hundes durchgeführt werden sollte, damit dieser nicht unnötig verunsichert wird: Bitten Sie ein Familienmitglied oder einen Freund, Sie wirklich stark zu erschrecken, zum Beispiel durch einen lauten Schrei oder dadurch, dass er plötzlich die Stereoanlage zu voller Lautstärke aufdreht oder zwei Töpfe aufeinander schlägt, wenn Sie gerade überhaupt nicht damit rechnen, sich zum Beispiel entspannt im Sessel zurücklehnen oder gerade mit Freunden Karten spielen. Das Experiment sollte mindestens mehrere Stunden, am besten ein oder zwei Tage dauern und der Schreckreiz sollte in dieser Zeit mehrfach ausgelöst werden – ohne dass Sie wissen, wann dies sein wird. Sie werden merken, dass der eigentliche Reiz, wenn er dann endlich auftritt, bei weitem nicht so schlimm zu ertragen ist, wie die zermürbende Warterei auf ihn. Obwohl man ihn fürchtet, wünscht man ihn schon beinahe herbei in der Hoffnung, dann wieder eine Weile Ruhe zu haben, was aber nicht so ist, da er kurz nach dem Auftreten ein zweites oder drittes Mal ausgelöst wird und dann wieder stundenlang gar nicht, ganz wie es Ihrem Helfer beliebt. Keine angenehme Vorstellung, nicht wahr?!

Aber es gibt noch weitere Probleme. Gleich mehrere ergeben sich aus der Tatsache, dass Hunde über gedankliche Verknüpfung lernen. Trägt der Hund das Halsband und erhält den Sprühstoß, wenn er zum Beispiel auf mehrfachen Zuruf nicht kommt, so möchte der Mensch ihm damit zeigen, dass er dafür mit Schreckreiz bestraft wird, dass er ungehorsam ist. Es kann aber gut sein, dass er in genau diesem Moment zu einem kleinen Kind, einem Jogger oder einem anderen Hund schaut – und den Strafreiz damit verbindet. Das Ergebnis ist dann ein Hund, der noch immer nicht besser auf Abruf reagiert, dafür aber Ängste, evtl. sogar durch die Angst ausgelöste Aggressionen, gegen das entwickelt, was er gerade sah. Die Hundehalter sind dann ratlos, weil ihr Hund „plötzlich“ kleine Kinder meidet oder Jogger anknurrt, mit denen er doch bisher bestens auskam. Viele solcher Beispiele finden sich in meiner Hundeschule ein, erst kürzlich ein Rodesian Ridgeback Rüde, dessen Sprühhalsband immer ausgelöst wurde, wenn er zum Wildern durchbrennen wollte. Bei diesen Spaziergängen war allerdings auch immer seine Gefährtin, der Zweithund der Familie, anwesend. Die Halter kamen nun nicht wegen des unerwünschten Jagdverhaltens zu mir in die Hundeschule, mit dem sie sich inzwischen abgefunden hatten, sondern weil der Rüde seit Wochen die Nähe der Hündin mied. Immer wenn diese den Raum betrat oder sich, so wie früher, zu ihm kuscheln wollte, verließ er mit ängstlichem Gesichtsausdruck das Zimmer und das konnte man sich nicht erklären... Was hatte man diesen beiden Hunden angetan! Welche Gefühle wurden in den Tieren ausgelöst?! Der Rüde hatte nun Angst vor seiner Gefährtin, die er früher heiß und innig liebte, während diese nicht verstehen konnte, weshalb er, der vorher immer leidenschaftlich mit ihr spielte und tobte, sie jetzt mied. Die gleiche Trainerin, die den Einsatz des Sprühhalsbandes empfohlen hatte, empfahl jetzt übrigens, einen der Hunde abzugeben, weil die Tiere sich unterschiedlich entwickelt hätten und einfach nicht mehr gut zueinander passen würden. Die Ängste des Rüden erklärte sie über die angeblich dominante Ausstrahlung der Hündin. Man könnte weinen, wenn Hunden mit einem solchen Schicksal gegenüber steht – oder es packt einen einfach nur die Wut.

Die Probleme gehen noch weiter, denn nichts generalisiert sich bei Hunden so schnell, wie Geräuschangst. Nicht nur dieser Rüde, sondern auch zahlreiche andere Hunde entwickeln nach Einsatz des Sprühhalsbandes Ängste vor allen möglichen Geräuschen. Das Öffnen einer kohlsäurehaltigen Getränkeflasche, das Zischen von heißem Fett in der Pfanne, Knall- und Schussgeräusche, die dem Hund vorher egal waren, versetzen ihn jetzt in Angst und Schrecken. Der oben erwähnte Ridgeback Rüde zum Beispiel verzog sich mit eingezogener Rute unter den Tisch des Besprechungsraums, als ich eine Wasserflasche öffnete. Dies tat ich nicht, weil ich Durst hatte – trauriger Weise gehört es inzwischen schon fast zum Standardprogramm beim ersten Kennenlernen und Analysieren eines mir vorgestellten Hundes auszutesten, ob er schon mit Sprühhalsband gearbeitet wurde und welche Wunden dies an seiner Seele hinterlassen hat. Die Halterin war auch sehr erstaunt, als ich ihr nach dem „Flaschentest“ auf den Kopf zusagte, dass an ihrem Hund sicher schon mit Sprühhalsband gearbeitet worden war. Das wollte sie mir eigentlich gar nicht erzählen, weil sie schon gehört hatte, dass ich gegen den Einsatz dieser Geräte bin. Nachdem ich sie auf die Reaktion ihres Hundes hingewiesen hatte, war sie sehr betroffen. Und wütend, nachdem ich ihr erklärte, weshalb ihr Rüde jetzt Angst vor der Hündin und vor allen möglichen Geräuschen hatte. Wütend auf die Trainerin, die sie auf diese „unerwünschten Nebenwirkungen“ nicht aufmerksam gemacht, sondern immer erklärt hatte, wie harmlos der Einsatz des Gerätes sei. Für mich stellt sich die Frage, ob Kollegen, die es einsetzen, um diese Nebenwirkungen nicht wissen, oder ob sie diese bewusst verschweigen, weil kaum jemand bereit wäre, den Einsatz zu erlauben, wenn sie bekannt wären. Und ich stelle mir die Frage, was von beiden eigentlich schlimmer ist...

Last not least gibt es Probleme mit der Technik. Es soll schon vorgekommen sein, dass das Gerät durch andere Funkfrequenzen oder sogar die Fernbedienung eines in der Nähe befindlichen Halsbandes an einem anderen Hund ausgelöst wurde. Der Strafreiz wird dann also einem Hund verabreicht, der einfach nur herumsteht oder gerade spielt oder sonst etwas tut. Das steigert die Erwartungsunsicherheit natürlich noch mehr und erhöht die Trefferquote auf Fehlverknüpfungen immens. Zusätzlich löst es nicht immer zuverlässig aus, kann zum Beispiel durch Wetterlagen mit feuchter Luft (Nebel, Regen) verzögert oder gar nicht reagieren. Schließlich zeigt es auch nicht an, wann die Batterie leer ist, wodurch es passieren kann, dass der Auslöser gedrückt wird und nichts geschieht. Dann käme man durch das Ausbleiben des Strafreizes (wenn der Hund denn überhaupt verstanden hätte, wofür er eigentlich bestraft werden soll) in den Bereich der variablen Bestätigung, was das unerwünschte Verhalten sogar noch verstärkt. Der Hund würde nämlich lernen, dass er das Verhalten nur immer wieder zeigen muss, bis er schließlich wieder zum Erfolg (in diesem Fall das Ausbleiben des Strafreizes und die erfolgreiche Durchführung des Verhaltens) kommt.

Man kann es also drehen und wenden, wie man will: Sprühhalsbänder sind ganz und gar nicht harmlos, im Gegenteil sogar sehr gefährlich. Manche Hunde werden durch sie so verunsichert, dass sie in die so genannte erlernte Hilflosigkeit fallen, was zur Folge hat, dass sie kaum noch Aktionen zeigen oder Handlungen anbieten, weil sie in ständiger Angst vor dem für sie unkalkulierbaren Strafreiz leben. Um diesen Tieren – und ihren verzweifelten Haltern – zu helfen, braucht es ein meist lang angelegtes, gut durchdachtes Training, das den Hund aus dieser erlernten Hilflosigkeit und seinen vielfältigen Ängsten wieder herausholt.

Sprühhalsbänder gaukeln dem Hundehalter vor, mal eben schnell per Fernbedienung eine Lösung für vermeintliche oder tatsächlich entstandene Probleme zu haben. Aber so einfach ist das nicht. Hunde sind uns anvertraute, fühlende und denkende Lebewesen, die nicht beliebig manipulierbar sind und deren Lernverhalten sich von dem unseren ganz erheblich unterscheidet. Ich kann deshalb nur dringend empfehlen, jeden Ausrüstungsgegenstand und jede Methode, der/ die durch Hersteller oder Trainer empfohlen wird, vor Anwendung am Hund genau zu prüfen, sich gut zu informieren und im Zweifelsfall nach dem guten alten Motto zu entscheiden, das auch für unsere Hunde gelten sollte: Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem anderen zu.

© Clarissa v. Reinhardt

animal learn

P.S.: Hiermit lade ich alle Hundefreunde ein, bei der Verbreitung dieses Textes zu helfen. Ich erlaube als Autorin ausdrücklich, ihn (vollständig und unverändert und unter Nennung der Quelle) auf anderen Homepages zu veröffentlichen, auszudrucken und zu verteilen oder auf ihn hinzuweisen. Je mehr Menschen um die Tücken und Gefahren des Sprühhalsbandes wissen, je mehr Hunden bleibt dessen Anwendung – hoffentlich – erspart. Ein herzliches DANKE an jeden, der diesen Text weiter gibt.

Dienstag, 11. März 2008

Wort für Wort


Dies ist ein Gasteintrag von Alisa Mullins, die bereits seit 1991 für PETA schreibt.

Die Beziehung zwischen uns und unserem Hund, kann sich durch ein paar einfache Worte deutlich verbessern. Er versteht viel mehr, als wir glauben. Und mit „Worten“ meine ich nicht nur „Sitz“, „Bleib“ und „Hier“ – es geht darum, den Hund durch ein paar Hinweise wissen zu lassen, was von ihm erwartet wird. So hat er die Gelegenheit das „Richtige“ zu tun, bevor er womöglich geschimpft wird.

Diese Lektion lernte mir vor vielen Jahren mein verstorbener Barsoi Magic. Magic wurde bei einem hoch angesehenen Züchter geboren, der sie jedoch aufs übelste misshandelte. Es dauerte eine lange Zeit, bis sie verstand, dass, wenn jemand über sie stieg, es nicht bedeutete, sie würde gleich einen schnellen Tritt in die Rippen bekommen. Aufgrund dieses Missbrauchs in jungen Jahren, war Magic sehr sensibel, was das Ziehen und Zerren an der Leine angeht. Wenn man sie am Halsband nahm und versuchte, beim Tierarzt aus dem Auto zu ziehen, schrie und jaulte sie, als hätte man sie mit einem heißen Eisen traktiert. Also haben wir uns angewöhnt, ihr zu sagen, was sie tun soll. Das funktionierte reibungslos.

Wenn Sie mit Ihrem Hund spazieren gehen, passiert es immer wieder, dass Sie an der Leine ziehen, wenn Sie die Richtung wechseln oder anhalten müssen. Versuchen Sie es doch einmal mit was Neuem: reden Sie mit Ihrem Hund, anstatt ihn zu zerren.

Keeley, mein derzeitiger Hund, hat mir das beigebracht. Er ist sehr vorausschauend und stolz darauf zu wissen, welchen Weg wir gehen. Also fing ich an, ihm zu sagen, wenn wir die Richtung wechselten, um ihm die peinliche Situation zu ersparen (wer dabei einmal seinen Blick gesehen hat, weiß, dass es genau das für ihn ist), den falschen Weg eingeschlagen zu haben. Also sage ich mit flotter Stimme kurz „hier lang“, bevor wir wenden. Er weiß dann, dass er mich beobachten muss, um zu sehen, welche Richtung wir nehmen werden.

Wenn wir uns einer vielbefahrenen Straße nähern, sage ich “Langsam“ und er weiß, dass es bedeutet, er muss jetzt anhalten. Dann schaut er mich an und wartet auf ein Signal. Wenn wir die Straße überqueren können, sage ich „OK!“ und schon stürmt er vor Freude los. Ganz im Gegenteil zu vielen Menschen, bekommt er gerne gesagt, was zu tun ist – besonders wenn es ihm einen Zug an der Leine erspart.

Mittlerweile spreche ich auch in schwierigen Situationen mit ihm, zum Beispiel, wenn der Postbote (den Keeley grundsätzlich hasst) im Anmarsch ist. Ich sage dann mit ganz ruhiger Stimme „Lass ihn in Ruhe – er darf das“ und wie durch ein Wunder scheint Keeley zu wissen, dass jetzt nicht die Zeit zum Ausrasten ist (nun ja, meistens zumindest – wir arbeiten noch daran).

Für Sie klingt das wahrscheinlich vollkommen logisch – aber hey, manche von uns sind eben einfach ein bisschen langsamer.

Freitag, 7. März 2008

Wie kleine Biester handzahm werden



Wir alle kennen wahrscheinlich mindestens einen kleinen Hund – meist ein Chihuahua – der unaufhörlich bellt, seine kleinen Zähne fletscht oder sogar schnappt und beißt. Ich kannte so einige dieser Sorte. Natürlich ist es nicht ihre Schuld! Ich weiß nicht, ob Chihuahuas zu dieser Art von Benehmen neigen, aber ich bin ganz sicher, dass es nicht soweit kommen muss. Als ich im letzten Jahr anfing, verängstigte Chihuahuas (bis zum jetzigen Zeitpunkt 5 an der Zahl) bei mir aufzunehmen, die keinen Kontakt zu anderen Hunden gewöhnt waren, habe ich mir geschworen, dass sie sich niemals so benehmen würden – und bis jetzt hat alles geklappt.

Doch aller Anfang ist schwer. Eines Tages bemerkte ich, dass mein großer Hund Rowdy nicht mehr an seinem Lieblingsplatz, auf dem Bett im Gästezimmer, schlief. Stattdessen schliefen meine Chihuahua Mädels dort. Ich dachte nicht weiter darüber nach, bis ich eines Tages beobachten musste, wie sich Theresas plüschiges Gesichtchen in eine grauenvolle Fratze verwandelte und sie nach Rowdy schnappte, als er versuchte, auf das Bett zu springen! Er verließ, höflich wenn auch deprimiert, das Zimmer – das brach mir das Herz. Es war einfach nicht fair und schon gar nicht nett.

Also rief ich Rowdy zurück und forderte ihn auf, auf das Bett zu springen. Ich schenkte ihm all meine Aufmerksamkeit und lobte ihn vor Theresas Augen, um sie spüren zu lassen, dass Rowdy sehr wohl dort sitzen darf. Das gleicht tat ich, wann immer sich mir die Gelegenheit bot. Wenn sie sich dabei nett verhielt, lobte ich auch sie.
Ein andermal lag Theresa auf meinem Bett, als Dexter dazukam, um mir einen Guten Morgen zu wünschen und Theresa schnappte nach ihm wie ein hungriger Tiger. Ich stieß sie sofort weg von Dexter und streichelte und lobte ihn dafür, dass er nicht zurückgeschnappt hatte und um Theresa spüren zu lassen, dass sie nicht die Königin des Bettes ist und in meinem Haus nicht zugeschnappt wird. Als sie sich wieder beruhigt hatte, streichelte ich auch sie.

Diese Übungen musste ich ca. drei Mal wiederholen, bis Theresa es verstand: es gibt bei uns nur gutes Benehmen. Rowdy liegt jetzt wieder auf „seinem“ Bett und gerade heute Morgen, sah ich, wie Dexter und Theresa wie alte Kumpels miteinander spielten.
Ich glaube, dass viele kleine Hunde so böse werden, weil es ihnen ihre Besitzer erlauben. Ihre Körper sind so winzig und alles was sie tun, ist einfach süß – selbst die gemeinen Dinge. Man muss sich allerdings nur mal überlegen, wie wir reagieren würden, wenn unser kleiner Hund einfach 10 Mal so groß wäre. Wenn ein Verhalten eines großen Hundes nicht akzeptabel ist, gilt für einen Chihuahua das Gleiche.
Dies sind vier gute Gründe dafür, warum der “Besitzer” eines kleinen Hundes einschreiten sollte, wenn sich der Hund schlecht benimmt:

1. Hunde, die aggressiv sind, sind auch nicht glücklich.
Sie fühlen sich unsicher, da sie jegliche Führung ablehnen. Also werden sie aufmüpfig und versuchen eine Welt zu kontrollieren, die soviel größer als sie selbst ist. Ihre häufigste Emotion ist Angst. Psychologisch gesehen, ist es kein Vergnügen, nie entspannen zu können und das legt sich aufs Herz, die Nebennieren und das Immunsystem.

2. Anderen Hunden gegenüber ist es nicht fair, sich mit solch unausstehlichem Verhalten herumschlagen zu müssen.

Sie finden das ganz sicher nicht süß.

3. Beißt ein Chihuahua den falschen Hund, kann er ernsthaft verletzt werden.
Beißt er den falschen Menschen, könnte der Besitzer bestraft werden oder der Chihuahua für lange Zeit in Quarantäne müssen oder sogar eingeschläfert werden.

4. Kleine unerzogene Hunde machen jeden unglücklich – ihre „Besitzer“, die Freunde, Fußgänger, andere Hunde und letztendlich auch sich selbst.
Es gibt nichts Positives, was man über einen unkontrollierbaren Chihuahua sagen könnte.

Die gute Nachricht ist allerdings: es ist niemals zu spät, die kleinen Biester zu zähmen und dank ihrer Größe, ist es auch noch ziemlich einfach. Setzten Sie Grenzen und lassen Sie sie keine Regeln brechen. Nehmen Sie die Sache ernst und setzen Sie sich durch. Sie müssen der Rudelführer sein und Ihren Gefährten als Hund sehen, der es verdient hat, entspannt zu sein – nicht als kleines, süßes Spielzeug, über das man lacht oder sich beschwert.

10 Tipps für ein tolles Hundeleben

1. Jeden Morgen ein langer Spaziergang.
Damit machen Sie Ihrem Hund ein Riesengeschenk. Mit einem langen Spaziergang früh morgens fühlt sich Ihr Hund immer pudelwohl und zufrieden – und es hilft seiner Gesundheit. Der Spaziergang wird außerdem die Verbindung zwischen Ihrem Hund und Ihnen stärken.

2. Eine ruhige Umgebung.
Versprechen Sie sich selbst, niemals mit oder vor den Augen Ihres Hundes die Geduld zu verlieren. Wenn Sie sich gerne künstlich aufregen, hören Sie jetzt damit auf – hey, wenn ich es geschafft habe, kann das jeder. Hunde stehen nicht auf Aufregung und scharfe Worte. Gelassenheit ist schon eher ihr Revier.

3. Gehen Sie Gesundheitsprobleme ganzheitlich an.
Erkundigen Sie sich über Chiropraktiker, Akupunktur, Homöopathie, Kräuter, Ernährung und all die anderen Alternativen zu gängigen Medikamenten und Operationen, die von konventionellen Tierärzten angeboten werden. Meist sind diese Methoden sanfter und doch effektiver in der Heilung, da sie das Problem an der Wurzel anpacken und es nicht nur verschleiern oder unterdrücken.

4. Hingabe.
Nehmen Sie einen Hund mit der gleichen Hingabe auf, wie Sie sie in eine Ehe stecken würden. Versprechen Sie, sich nur von einander zu trennen, wenn die Umstände vollkommen unüberbrückbar sind. Geben Sie Ihren Hund also nie wegen seiner Verhaltensauffälligkeiten auf – es gibt für alles eine Lösung. Sie müssen den Auslöser des Problems nur finden und aus der Welt schaffen.

5. Respekt.
Unterschätzen Sie Ihren Hund niemals. Glauben Sie nicht, dass Ihr Hund Sie nicht verstehen kann – oftmals können unsere Hunde den Gedanken hinter einer Aussage spüren. Beziehen Sie in allen wichtigen Angelegenheiten die Sichtweise Ihres Hundes mit ein. Dafür braucht man allerdings Mitgefühl, die Fähigkeit, sich in seinen Hund hineinversetzen zu können und die Welt mit seinen oder ihren Augen zu sehen.

6. Zeit miteinander.
Spielen Sie ein Spiel, wie Verstecken, mit Ihrem Hund. Bringen Sie ab und an ein neues oder interessantes Spielzeug mit nach Hause. Ihnen wird das wahrscheinlich mehr Spaß machen, als Ihrem Hund! Es kann so etwas Schlichtes wie ein Tannenzapfen sein oder so raffiniert, wie ein tolles, interaktives Spielzeug aus Ihrem Tierbedarfsladen. Verbringen Sie Zeit zusammen und lassen Sie sich nicht von Gedanken an Arbeit oder anderes stören.

7. Genaue Beobachtung.
Sehen Sie sich das Aussehen und das Verhalten Ihres Mitbewohners immer genau an. Begutachten Sie ihn aus allen Blickwinkeln (seinen Bauch, die Pfoten, unter seinem Schwanz und seine Lippen). So können Sie gesundheitliche Probleme schon früh entdecken, wenn sie noch am einfachsten zu behandeln und kaum schmerzhaft sind.

8. Körperkontakt.
Hunde sind Genießer – die meisten werden gerne massiert, gekratzt und gestreichelt. Verwöhnen und kraulen Sie sie so, wie es den Tieren – nicht Ihnen – am besten gefällt. Manche Hunde werden gerne kräftig am Hintern gekratzt, andere ehr sanft an der Brust. Einige mögen es, liebevoll gestreichelt zu werden, andere bevorzugen eine Massage mit Einsatz. Finden Sie heraus, was Ihr Hund am liebsten hat.

9. Haben Sie Spaß!
Ein Hund ist niemals so fotogen wie in lustigen Situationen – ein Bild davon fängt einfach die gesamte Freude des Spielens auf seinem Gesicht ein. Also machen Sie mit – fangen Sie sogar damit an! Kommen Sie mit auf den Boden und fordern Sie Ihren Hund zum Spielen auf. Finden Sie heraus, was ihn in eine verrückte Stimmung bringt und tun Sie es jeden Tag.

10. Uneingeschränkte Liebe.
Lieben Sie Ihren Hund von ganzem Herzen, mit jeder Faser Ihres Körpers und in jeder einzelnen Minute. Das Leben eines Hundes zieht wie im Fluge vorbei und bevor Sie sich versehen, müssen Sie ihm schon Lebewohl sagen. Verschwenden Sie keine Sekunde!

All diese Geschenke, kann man mit Geld nicht kaufen – und doch wird sich Ihr Hund darüber freuen, wie über kein Spielzeug oder Leckerli. Viel Spaß!

Durch das Ohr eines Hundes


Wenn man unter meinen Hunden eine Umfrage zu ihrem meist gehassten Geräusch machen würde, wäre das grelle Heulen des Staubsaugers wohl die Nummer eins – Pfote aufs Herz! Der Pürierstab käme wohl auf den zweiten Rang. Wenn man einmal genauer über all die vom Menschen erzeugten Geräusche nachdenkt, die unsere Hunde ertragen müssen, wäre man wahrscheinlich überrascht, wie laut und unnatürlich ihr akustisches Umfeld ist (außer man lebt auf dem Land).

Allein heute morgen, zum Beispiel, hörte ich außer dem Pürierstab noch die Sirene eines Feuerwehrautos, das Heulen eines Zuges, das Radio, den Wecker, mein Handy, das Telefon, den Trockner, das Surren einer Tischsäge aus dem Garten meiner Nachbarn und das wilde und konstante Bellen eines Hundes (was sicherlich „Herrchen- verursacht“ war, da es für einen Hund sicherlich nicht normal ist, so zu bellen). Wir mögen an all das gewöhnt sein, aber diese aufdringlichen Geräusche verlangen unserem Hund und uns sicherlich etwas ab.

Dies ist ganz klar die Kehrseite der extremen Anpassungsfähigkeit von Hunden. Wir zwingen sie, viele unnatürliche und schädliche Aspekte unseres Lebens zu tolerieren – und sie sind fast ausnahmslos dazu bereit. Und zwar deshalb, weil sie Menschen ohne Einschränkungen lieben und uns zufriedenstellen möchten. Wir sollten daraus keinen Vorteil ziehen.

Angefangen darüber nachzudenken, habe ich, als ich über ein Buch von Joshua Leeds und Susan Wagner, mit dem Titel "Through a Dog's Ear" las, das im März 2008 erscheinen wird. Leeds ist Experte, was die Psychoakustik angeht (die Auswirkungen von Geräuschen auf Menschen) und Wagner ist Veterinärneurologin mit dem Spezialgebiet der Bindung zwischen Mensch und Tier. Diese Kombination an sich ist bereits fantastisch, aber dann taten sie sich auch noch mit Lisa Spector, einer Konzertpianistin und Absolventin der Juilliard Akademie zusammen. Auch sie liebt Hunde über alles und war seit sie denken kann umgeben von ihnen. Nun, es ist klar, dass ein Team wie dieses nur etwas Wundervolles hervorbringen kann – und genau das taten sie auch.
Die Autoren behaupten, dass viele Verhaltensstörungen bei Hunden auf die tägliche Einwirkung von, vom Menschen erzeugten, Geräuschen zurückzuführen sind oder sie zumindest verschlimmern. Bedenkt man, dass sehr viele Menschen beim Tierarzt angeben, ihr Hund hätte eine Verhaltensauffälligkeit (von leichter Ängstlichkeit bis hin zu starken Aggressionen), muss ganz klar Abhilfe geschaffen werden. Deshalb haben Leeds und Wagner ein Buch über die Geräusche geschrieben, vor denen Hunde Angst haben und auch über die, die Hunde gerne mögen.

Wir allen haben wahrscheinlich schon einmal gehört, dass klassische Musik eine beruhigende Wirkung auf Hunde hat. Vielleicht lassen wir sogar den Klassiksender laufen, wenn wir zur Arbeit gehen. So einfach ist es allerdings nicht. Lisa Spector und die Autoren experimentierten mit abgewandelter klassischer Musik und präsentierten die verschiedenen Versionen Hunden in Tierheimen und Hunden, die ein Zuhause haben, als methodische Maßnahme, um den Rückgang von Verhaltensauffälligkeiten, die auf Angst zurückzuführen sind, zu prüfen. Was sie herausfanden war folgendes: für alle Hunde war die beruhigendste Musik, klassische Musik einer Schnelligkeit, die auf 50 – 60 Schläge pro Minute heruntergefahren war (übrigens ziemlich das gleiche Tempo wie beim menschlichen Herzen – nur Zufall?). Die Komplexität wurde ebenfalls reduziert und so waren weniger Instrumente und weniger Instrumentarten enthalten – in den meisten Fällen spielte ausschließlich ein Klavier.

Um diese klassische Musik an den Mann zu bringen, haben Leeds und Spector zwei CDs produziert: eine 60-minütige CD und eine 45-minütige „Starter“ CD, die das Buch begleitet und die ich meinen Hunden bereits unzählige Male vorgespielt habe. Die Musik ist eigentlich sogar dafür gemacht, sowohl das menschliche- als auch das Hundeohr zu erfreuen und ich würde dieses Unterfangen einen Riesenerfolg nennen. All meine Hunde werden ganz ruhig und entspannt, sobald ich die CD einlege – und ich auch.
Man kann die CDs auf viele verschiedene Arten zur Beruhigung nutzen. Ich habe angefangen, die Musik einzuschalten, sobald ich das Haus verlasse. Man kann sie aber genauso gut während Gewittern, Feuerwerk, Besuchen von lauten Gästen, bei Krankheiten – und sogar vor dem Einschläfern eines Tieres, dem wohl schwersten Moment von allen, spielen lassen. Oder auch einfach so als Dosis zwischendurch, wie eine Multivitaminkomplex, um entspannt in den Tag zu starten.

Gleichermaßen können wir versuchen, den Lärmpegel in unserem eigenen Haushalt und der unmittelbaren Nachbarschaft zu reduzieren. Wie wäre es zum Beispiel, den Fernseher einfach auszuschalten, wenn eh niemand richtig zusieht? Wir könnten unseren Radiowecker vom Rock- zum Klassiksender wechseln oder unserem Hund ein Wort wie „laut“ beibringen, um ihm anzuzeigen, wann es gleich lauter werden wird, z.B. wenn wir vorhaben den Pürierstab zu benutzen. (Ich habe das mit meinem Druzhok, der extrem nervös war, so gemacht und er wusste es definitiv zu schätzen, weil er einfach nicht mehr so erschrak, wenn ich mal etwas Lärm machte.). Wie wäre es, mal mit den Nachbarn zu sprechen, die unnötig Lärm verursachen, wie zum Beispiel mein Nachbar, der an manchen Tagen seinen Motor bis zum Gehtnichtmehr hochjagt? Ich habe mir geschworen, immer den klassischen Radiosender einzustellen, wenn ich mit meinen Hunden im Auto fahre, anstatt Nachrichten oder Talk Shows zu hören, nach denen ich so süchtig bin.

Die Autoren des Buches betonen immer wieder, dass ein Reinigen des akustischen Umfeldes Ihres Hundes, auch für Sie gut gegen Stress und für Ihren Geist ist. Wie schon einmal jemand gesagt hat, „Tierrechte = Menschenrechte“. Dies ist schlichtweg ein weiteres Beispiel dafür.

Die Audio CD “Through a dog’s ear – Music to Calm your Canine Companion” ist zum Beispiel unter www.amazon.de erhältlich.